vonChristian Ihle 11.03.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:

Wenn Blicke töten könnten – Hippies übernehmen die US-Armee: Ommm And Awe!

2. Darum geht‘s:

Der Reporter Bob Wilton (Ewan McGregor) will als embedded journalist im Irak-Krieg sich selbst und seiner Ex-Frau beweisen, dass er noch ein ganzer Mann ist. In einer Hotelbar in Kuwait lernt er Lyn Cassady (George Clooney) kennen, der ihm eine fantastische Geschichte über eine geheime Abteilung der US-Armee erzählt, die mit New-Age- und Hippie-Techniken „Superkräfte“ der Soldaten („the first superpower with superpowers“) trainieren will: Teleportation, durch Wände gehen, tonnenschwere Gegenstände an den eigenen Hoden aufhängen – you name it.
Fasziniert vom ehemaligen Supersoldier (und jetzigen Tanzlehrer) geht Wilton mit Cassady auf eine Mission in den Irak, in deren Verlauf wir Terroristen, Söldner, Mentoren und Erzfeinde kennenlernen.

„Männer, die auf Ziegen starren“ beginnt wunderbar: zu den Klängen von „Alright“, Supergrass‘ Hymne auf die jugendliche Unbedarftheit, werden CNN-Bilder der Shock-And-Awe-Bombardierung Bagdads eingeblendet, in Rückblenden wird die Genese der Hippie-Abteilung der US-Armee köstlich aufbereitet und Jeff Bridges spielt eine New-Age-Version seines Dudes aus Big Lebowski. Auch Clooneys subtil gayes Portrait eines Soldaten, der in der New-Age-Ideologie zum ersten Mal etwas findet, woran er glauben kann, ist gelungen – doch fehlt „Männer, die auf Ziegen starren“ schlicht eine Geschichte, die über die schöne Grundidee hinausgeht und die skurrilen Charaktere gewinnbringend einsetzen könnte. Die schöne Exposition geht in halbgare US-Imperialismuskritik über und das große Finale ist nur knapp über Pepe-Nietnagel-kippt-Schnaps-in-die-Bowle-im-Lehrerzimmer-Niveau. So bleibt nach einer brillanten ersten Hälfte am Ende zu konstatieren: mehr als witzig und nett ist „Männer, die auf Ziegen starren“ leider nicht und seine Auflösung so interessant, als würde in China ein Stück Ziege umfallen.

3. Der beste Moment:

Als George Clooney dem armen Ewan McGregor demonstriert, auf wieviele verschiedene Arten er ihn mit einem Plastikwerkzeuglein verletzen könnte.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer findet, dass man da schon mal drüber reden und das auch mal ausdiskutieren sollte, was die USA so im Nahen Osten machen.

* Regie: Grant Haslov
* imdb

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https://blogs.taz.de/popblog/2010/03/11/maenner_die_auf_ziegen_starren_regie_grant_haslov/

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kommentare

  • sollte auch mehr ein augenzwinkernder Verweis in Richtung der Hippie-Ausdikutier-Kultur sein. Allzu politisch ist er nicht, er kritisiert eher die Auswüchse des Kapitalismus im Krieg: Söldner etc.

  • „4. Diese Menschen mögen diesen Film:

    Wer findet, dass man da schon mal drüber reden und das auch mal ausdiskutieren sollte, was die USA so im Nahen Osten machen.“

    Trotz der wilkommenen Mystik um die New earth Army, trotz des Endes, ist der Film jedoch erstaunlich unpolitisch. Im Vordergrund bleibt immer der Humor.
    Ich hätte eher auf Burn After Reading -Fans getippt

  • Richtig, aber sein ursprüngliches Ziel war es, in den Irak als embedded journalist zu gehen – und nachdem ihm das auf der offiziellen Seite nicht gelang, geht er als „embedded journalist“ bei der Spezialmission Clooneys mit.

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