vonChristian Ihle 09.12.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Ach, wenn noch jemand fragt, warum man immer diesen popkulturell sehnsuchtsvollen Blick auf die Insel hat, folgendes Video sollte alle Fragen beantworten.

Zunächst hatte der britische Premierminister David Cameron mehrfach seine Vorliebe für The Smiths in Interviews erwähnt, woraufhin in den letzten Wochen sowohl Morrissey als auch Johnny Marr sich diese ungefragte Vereinnahmung verbeten hatten:

Die Labour-Abgeordnete Kerry McCarthy stellt nun im House Of Commons David Cameron die Frage, welche The Smiths – Songs Studenten denn wohl in Anbetracht der Sparpolitik der Regierung hören würden und schlägt unter anderem “Heaven knows, I’m miserable now” vor:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=sitAQkQFCBU&feature=player_embedded#![/youtube]
.

Dass Cameron tatsächlich auch noch auf die Frage, wie ihm Studenten ob seiner Sparpolitik begegnen würden, spontan The-Smiths-Zitate wie “If I turned up, I probably would not get “This Charming Man”. If I went with the Foreign Secretary (Anm.: William Hague), it would probably be, “William, It Was Really Nothing”” in seine Antwort einwebt, nötigt dann doch wieder Respekt ab.

Das ist ein so wunderbarer Beleg dafür, welchen Stellenwert Popmusik in Großbritannien einnimmt, dass mir selbst bei langem Überlegen keine auch nur halbwegs vernünftige Analogie zu deutscher Politik der Marke “man stelle sich vor Andrea Nahles würde Angela Merkel über ihre Blumfeld-Vorlieben im Bundestag befragen und Merkel antwortete mit Zitaten aus L’Etat Et Moi…” einfiele, die nicht zu lächerlich klänge.

Offizielles Transkript:

Q4. [29134] Kerry McCarthy (Bristol East) (Lab): As someone who claims to be an avid fan of The Smiths, the Prime Minister will no doubt be rather upset this week to hear that both Morrissey and Johnny Marr have banned him from liking them. The Smiths, of course, are the archetypal student band. If he wins tomorrow night’s vote, what songs does he think students will be listening to: “Miserable Lie”, “I Don’t Owe You Anything” or “Heaven Knows I’m Miserable Now”?

The Prime Minister:
If I turned up, I probably would not get “This Charming Man”. If I went with the Foreign Secretary, it would probably be, “William, It Was Really Nothing”.

Mit Dank an Motor für den Hinweis.

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https://blogs.taz.de/popblog/2010/12/09/the_smiths_und_der_britische_premierminister_david_cameron/

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kommentare

  • Wenn Du natürlich deutsch, aufgelöst, breitenwirksam, 80er alles rein nimmst, dann müsste man vielleicht Richtung Ton, Steine, Scherben oder….ja, da wirds schwer. Da ist wohl auch mit Mainstream-NDW o.ä, wenig zu machen.

  • Ich hatte erst Tocotronic da stehen, aber dann dachte ich mir, dass das wiederum zu “nah” ist, weil The Smiths ja schon so lange nicht mehr existent sind und hab nach einer “archetypal student band” gesucht, die sich bereits aufgelöst hat.
    aber hilft wohl kein drehen und wenden, es gibt einfach keine deutschen The Smiths…

    aber eine deutsche “archetypal student band” – da wären wohl schon Tocotronic und Blumfeld die ersten Kandidaten, zumindest in der guten Welt. In der realen fürchte ich allerdings: Bob Marley, The Doors oder Seeed.

  • Gern geschehen.
    Wir haben gestern übrigens lustigerweise ebenso versucht, eine Analogie zu kreieren.
    Ausgangspunkt war die Westerwelle-Büroleiter-Entlassungsgeschichte.
    Jedoch wollten uns weder passende Rammstein- noch Pur-Songs einfallen.
    Ich denke Blumfeld ist zu weit hergeholt und landesweit unbekannt, um die Bedeutung der Smiths für GB zu erreichen.

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