vonChristian Ihle 18.07.2012

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Am zweiten Augustwochenende ist es wieder so weit – das Halderner geht in seine nunmehr 29. Runde. Für mich ist es auch immerhin schon das vierte Mal. Und die Weisheit vieler erfahrener Haldern-Gänger bewahrheitet sich: Wer einmal kommt, kommt immer wieder.





Als Erstes eine kleine Überraschung für mich: The Maccabees. In Deutschland recht unbemerkt veröffentlichten die Briten im Januar ihr neues Album „Given To The Wild“ – inklusive der gleichnamigen ersten Singleauskopplung. Ich persönlich empfehle jedoch wärmstens den sphärischen Song „Heave“. Er pendelt durchgängig zwischen Melodie, zerbrechenden Strukturen, und dezent gesetzten Streichern. Zu guter Letzt setzen die nervös treibenden Drums ein, um den Song einem langsamen, aber beinah hymnischen Ende zuzuführen. Alles in allem ist das dritte Album der Band um Orlando Weeks sehr gut gelungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Verfechtern der 2000er Britpop/-rock- Welle haben The Maccabees es geschafft, sich weiter zu entwickeln, ohne ihre Wurzeln ganz zu verleugnen und sind damit in England mit ihrem bisher ersten Top-Ten-Album belohnt worden. Definitiv hörens- und sehenswert.





Gespannt sein darf man auch auf den Auftritt von tUnE-yArDs aus New England, deren Album „Whokill“ mit seinen herausragenden Tracks „Gangsta“ und „Killa“ 2011 auf etlichen Bestenlisten vordere Plätze belegte und unter anderem in der New Yorker „Village Voice“ zum Album des Jahres gekürt wurde. Unterstützt wird Sängerin Merill Garbus, die ihre Beats auf der Bühne live looped, bei ihrem experimentellen LoFi-R&B-Pop von Nate Brenner an Bass, Ukulele und weiteren Instrumenten.





Eher an Johnny Cash orientiert sich dagegen Jamie N Commons. Erdig-folkiger Pop von einem Mann, der erstaunlicherweise auf einen Vollbart verzichtet, treffen hier auf teils brachiale Gitarren. Bestens nachzuhören in seinem bekanntesten Song „The Preacher“.





Zu den großen Namen im diesjährigen Line-Up zählen dagegen die Alternative-Country-Helden Wilco. Zehn Studioalben seit 1995 hat Jeff Tweedy mit seiner Band nun veröffentlicht und auch mit dem 2011er Album „The Whole Love“ wieder sein Talent für Melodie ohne Kitsch bewiesen. Persönlicher Anspieltipp: „Either Way“ vom Album „Sky Blue Sky“.





Wer eher auf zuckersüßen Indiepop mit viel „ohh“ und „ahh“ steht wird von der aus Oslo stammenden Combo Team Me aufs Beste bedient. 2011 veröffentlichten sie in Norwegen ihr Debutalbum „To The Treetops“, auf dem auch nach mehrfachem Abspielen nur „Killer“, aber kein „Filler“ zu finden ist – eine äußerst gute Pop-Platte! Unbedingt anhören: „Dear Sister“ und „Show Me“.


Neben diesen fünf Bands sind Highlights vor allem vom Klassik-Elektro-Projekts A Winged Victory For The Sullen, Singer-Songwriter Ben Howard, den Esten Ewert And The Two Dragons, Two Door Cinema Club, den Folkstern Other Lives, und last but not least The Afghan Whigs zu erwarten.



Eine wiederkehrende Beschwerde organisatorischer Art ist übrigens in diesem Jahr von den Veranstaltern angegangen wurde: Nachdem die Begrenzung der Kapazität des Spiegelzelts in den letzten Jahren immer wieder für längere Gesichter gesorgt hatte, wird es zusätzlich eine „Biergartenbühne“ geben, auf der am Donnerstag – wenn die Hauptbühne noch nicht geöffnet ist – abwechselnd mit den Bands im Zelt unter anderem Emanuel and The Fear, The War on Drugs und Apparat auftreten werden. Dadurch erhofft man sich eine bessere Verteilung des Publikums auf dem Festivalgelände und somit auch weniger lange Gesichter. Ob der Plan aufgeht, wird sich vom 9.-11. August zeigen.

Wir sehen uns am Alten Reitplatz, liebe Haldern-Klasse. (Text: Alexander Viol)



Homepage: Haldern Festival

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