Internet killed the radio star… Vielleicht ist es ein Zeichen für den Wandel der Zeit, dass man dieser Tage als Blogger bekannter als in einer Band werden kann. Johnny Haeusler ist vielen als Chef des (hervorragenden) Berliner Blogs Spreeblick ein Begriff – nicht alle wussten allerdings, dass Haeusler in früheren Jahren Frontmann der Postpunkband Plan B war. In diesem Jahr haben sich Plan B wiedervereinigt und wir fragen Johnny nach seinen Lieblingsplatten:
* Die drei besten Punksongs/-singles?
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** Anarchy In The UK – Sex Pistols
Der epische Auftakt mit perfektem Gitarrensound, Lydons „Rrrrright now!“ als hämisch gelachter Übergang zu einem zweiten Vorspiel via Schlagzeug, quasi der Aufruf zum versammelten Aufmarsch gegen das System, danach der erste Satz, der „Antichrist“ auf „Anarchist“ reimt, die Akkordfolge als Blaupause für Milliarden weitere Punksongs und ein
hymnischer Chorus: Was will man mehr?
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** Blitzkrieg Bop – The Ramones
Das ist einfach so unfassbar gut. Da passiert etwas Großes und man will und muss dabei sein. Egal, was es ist: Hey, ho, let’s go! Auf eine Art ist es die Ergänzung zu Jack Kerouacs „Where we going, man? – I don’t know but we gotta go.“
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** London Calling – The Clash
Der Song aller Songs, gleichzeitig der Soundtrack für die Apokalypse und die Neuerstehung der Welt.
* Ein Song, der Dich immer zum Tanzen bringt?
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Neben vielen anderen:
A Message To You Rudy – The Specials
* Die interessanteste / beste „neue“ Band/Künstler ist?
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Trotz des großen Erfolgs und obwohl sie nicht wirklich ganz neu sind: Kraftklub. Unverkopfte Klugheit gepaart mit geradezu exhibitionistischer Leidenschaft, Echtheit und Können, guter Humor, ohne eine Witzband zu sein und auch mit dem Willen, „groß“ und verdammt nochmal auch erfolgreich zu sein. Mag ich sehr. Zudem eine der wenigen deutschen Bands, bei denen ich mir vorstellen kann, dass mich auch zweite und dritte Alben interessieren, in der Hoffnung, dass
die Band nicht stehen bleibt oder sich gleich wieder auflöst.
* Der beste Song über das Internet?
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Mir fallen keine tollen Songs über das Internet ein, weshalb ich einfach mal „Telecom Communication Cripples“ meiner eigenen Band Plan B nenne. Der Song erschien 1993 und die Kernzeile ist immer noch gültig: „Drowning in information, still starving for knowledge …“.
* Deine liebste deutschsprachige Textstelle?
Fast jede von Dendemann. Er ist der König der deutschsprachigen Lyric.
Aber auch immer noch sehr, sehr gut: „Paul ist tot“ von den Fehlfarben:
„Was ich haben will das krieg ich nicht,
und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht.“
Aber das hier von Kraftklubs „Zu jung …“ ist auch toll:
„Unsre Eltern kiffen mehr als wir, wie soll man rebellieren?
Egal wo wir hinkommen, unsre Eltern warn schon eher hier.“
Es gibt aber auch tolle Texte von Thees Uhlmann, Fettes Brot, Superpunk, Die Ärzte, Tocotronic, Kettcar, den Toten Hosen und vielen, vielen anderen und ich ärgere mich nach dem Absenden dieser Zeilen garantiert, weil ich die allerbeste Zeile gerade vergessen habe.
* Der beste Song von The Clash?
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„Spanish Bombs“, „London Calling“ und „White Man In Hammersmith Palais“ müssen genannt werden, ich entscheide mich dennoch für „Straight To Hell“. Was für ein Monster an Stimmung und Atmosphäre und was für eine textliche Meisterleistung!
* Der beste Song über Revolte, Aufruhr und Revolution – oder “Protest Song”?
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„Killing in the name of“ von Rage Against The Machine hat eine wahnsinnig animierende Aggressivität und gleichzeitig so wenig textlichen Inhalt, dass man damit Revolten jeder Art starten kann. Die Kernzeile „Fuck you, I won’t do what you tell me“ wird wohl noch für viele weitere Generationen gelten, egal, wer dann „you“ sein mag. Die anderen eben.
„White Riot“ und „Anarchy in the UK“ sind weitere Anwärter.
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In nicht wirklich revoltiger Hinsicht fiel mir aber neulich auf, was für einen guten und vor allem aktuellen Text Bob Dylans Evergreen „The Times They Are a-Changin“ hat:
Come mothers and fathers
Throughout the land
Don’t criticize
What you can’t understand
* Der beste Song, den Du je geschrieben / aufgenommen hast?
Textlich: „Bubblegum Crisis“ vom „verschollenen“ 94er Album „Alphabet Soup“. Der Text fasst ein halbes komplett verrücktes Jahr in New York zusammen, ist für niemanden außer mich selbst verständlich, aber ich könnte zu jedem Halbsatz in dem Song die Geschichte dahinter erzählen (und werde das nie tun). Ich hatte an diesem Punkt zum ersten Mal das Gefühl, meine ganz eigene Stimme als Songschreiber gefunden zu haben.
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Musikalisch halte ich „Life’s A Beat“ für einen unserer besten Songs, aber das gilt alles nur bisher … denn da kommt ja hoffentlich noch viel hörenswertes.
* Peter Hein, Rio Reiser oder Jochen Distelmeyer – und warum?
Ich tue Jochen Distelmeyer sicher unrecht, aber mich hat er leider nie bewegt. Rio Reiser hat „Junimond“ geschrieben, das packt mich dann schon eher, und Peter Hein: Siehe oben. Aber ganz ehrlich: Wenn ich nur 20 für mich wichtige Songschreiber nennen dürfte, wäre keiner von ihnen dabei, obwohl ich großen Respekt vor allen dreien habe. Saufen gehen würde ich jederzeit mit ihnen allen gerne, und dann nehmen wir noch Sven Regener mit (na das gibt ein Hallo in den Kneipen, besonders wegen Rio!) und begegnen „zufällig“ Reinhard Mey und Funny von Dannen, es kommt zu einer großen Prügelei, aber hinterher versöhnen sich alle und trinken noch mehr.
* Der beste Song über Berlin?
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Ohne Konkurrenz: Peter Fox, „Schwarz zu Blau“.
„Diese Stadt ist eben doch gar nicht so hart, wie du denkst.“ – Sehr richtig.
* Die am meisten überschätzte Band/Künstler?
Linkin Park.
* Der beste Song im letzten Jahr dagegen war?
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Ich glaube, die „I follow rivers“-Version von Triggerfinger kam schon 2011 raus? Ist viel besser als das Original und beweist damit erneut: It’s the singer, not the song. Ja, ich liebe Popmusik, und ja, ich bin völlig raus aus dem ganzen Indie-Krams.
* Die beste Platte aller Zeiten?
London Calling – The Clash
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„Grab It“ von Plan B:
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