vonChristian Ihle 17.09.2012

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“Trailer sind der perfekte Film. Sie sind Versprechen, die niemals gebrochen werden.”

(Jean-Luc Godard)


Fünf Filme, auf die man sich freuen kann:


Hansel & Gretel: The Witchhunters (Regie: Tommy Wirkola, u.a. „Dead Snow“)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Gp6XegRDKmQ[/youtube]


1. Stil, Satz, Sieg:


Hansel und Gretel will kick your fucking ass.


2. Darum geht’s:


15 Jahre nach den traumatischen Erlebnissen im Lebkuchenhaus laufen wir Hansel (der neue „Bourne“, Jeremy Renner) und Gretel (Bondgirl Gemma Arterton) wieder über den Weg. Um nicht zu Neurosenmonstern zu werden, verarbeiten die beiden Geschwister die Entführungs- und Mästungsvergangenheit auf ihre Art: sie sind weltberühmte Hexenjäger und knallen ab, was ihnen vor die Linse gerät.

Kein Wunder also, dass der Bürgermeister von Augsburg (!) die beiden engagiert, als eine böse Hexe plant, die Kinder der Schwabenstadt als Opfergabe zu töten.
Nicht mit Hansel und Gretel! Jeremy Renner und Gemma Arterton schnallen sich also die Knarren um und ballern Augsburg frei!


3. Deshalb sind wir gespannt:


Tschuldigung, aber wenn der oscarnominierte neue Bourne-Darsteller (und Hawkeye aus den Avengers) gemeinsam mit dem besten Bondgirl der letzten Jahre, Gemma Arterton, zu Waffe und Armbrust greift, um gemeinsam mit dem Bürgermeister von Augsburg Hexen-Ass zu kicken, warum sollten wir da nicht gespannt sein? Wir hoffen zudem auf ein Sequel: wie Jeremy Renner und Gemma Arterton den FC Augsburg zum Klassenerhalt schießen.
Dass Regisseur Tommy Wirkola letzter Film der (gelungene) Nazi-Zombie-Horror „Dead Snow“ war, lässt auf Topunterhaltung hoffen.



4. Was zu befürchten bleibt:


Es könnte natürlich zu viel krachen und die feine, subtile Charakterzeichnung der als Kinder entführten Hansel und Gretel dabei zu kurz kommen.


* Start in Deutschland: 28. Februar 2013
* imdb


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Oslo, 31. August (Regie: Joachim Trier, u.a. „RePrise“)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=ZcPokSWMt5I[/youtube]


1. Stil, Satz, Sieg:


Weg zurück oder Point Of No Return?


2. Darum geht’s:


Nach einem Jahr in Rehab bekommt Anders die Möglichkeit, für einen Job vorzusprechen. Alles läuft gut – bis zur Frage nach der Lücke im Lebenslauf. Anders beantwortet sie ehrlich mit seiner Heroinvergangenheit, steht auf und geht.

Oslo, 31. August, zeigt einen Tag im Leben eines Menschen, der sich von seiner Vergangenheit nicht befreien kann, so sehr er es auch versucht. Eine Odysee durch Oslo, die nur scheitern kann.


3. Deshalb sind wir gespannt:


Regisseur Joachim Trier hat einen der besten europäischen Filme der letzten Jahre gedreht, den kaum einer gesehen hat: „Reprise“. In seinem Debütfilm hatte er mit einer frischen, wilden Bildsprache überrascht, die aber nie nur Oberfläche, sondern immer von einem tiefen Verständnis für die Probleme seiner Figuren geprägt war. Auch „Reprise“ war ein Höllenritt durch Oslo und so ist ihm zuzutrauen, dass er selbst die dröge klingende Geschichte „Ex-Süchtiger auf dem Weg zurück in die Gesellschaft“ sowohl mitreissend als auch ehrlich und ohne Verlogenheit erzählen kann.
Auf diesem Weg soll auch „Reprise“ (deutscher Titel: „Auf Anfang“) noch einmal jedem ans Herz gelegt werden:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=J6xhnSp5Gdw[/youtube]



4. Was zu befürchten bleibt:


Eigentlich wenig, wenn man berücksichtigt wie frisch und wild Joachim Trier im Vorgängerfilm die Geschichte eines jungen Schriftstellers mit nervous breakdown zu erzählen.


* Start in Deutschland: noch nicht bekannt
* imdb


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Searching For Sugar Man (Regie: Malik Bendjelloul)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Xtpy0yybIoA[/youtube]


1. Stil, Satz, Sieg:


Die mysteriösen Wege des Pop-Gottes: wie ein brillanter Folksänger den Ruhm verpasste und dann doch noch zu einem Idol wurde.


2. Darum geht’s:


„Searching for Sugar Man“ ist eine Dokumentation über Sixto Rodriguez, einen Psych-Folk-Sänger der 60er und 70er Jahre. Rodriguez war ein Insidertipp, der nie den verdienten Ruhm einstreichen konnte.

Überraschenderweise wurden Rodriguez‘ Songs in Südafrika Jahre später zu Riesenhits und er zu einer Ikone der Apartheid-Bewegung – ohne dass Rodriguez davon wusste. Die Dokumentation zeichnet Rodriguez‘ Weg von Heimatflop zu Auswärtstop nach.


3. Deshalb sind wir gespannt:


Weil Geschichten von Verlierern, die am Ende doch gewinnen, den Rock’n’Roll ausmachen – und weil „Sugarman“ von Rodriguez tatsächlich ein wunderbarer Psych-Folk-Song ist, den viel zu wenige kennen:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=g_OHry9Nf0Y[/youtube]


4. Was zu befürchten bleibt:


Bei genauerem Studium der Quellen fällt auf, dass der Film eine selektive Erinnerung beweist und die Fallhöhe bewusst hochhält. Ganz so verschwunden vom Erdboden wie uns die Dokumentation glauben machen will, war Rodriguez wohl doch nicht…


* Start in Deutschland: 27. Dezember
* imdb



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Silver Linings Playbook (Regie: David O Russell, u.a. „The Fighter“)


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Lj5_FhLaaQQ[/youtube]


1. Stil, Satz, Sieg:


Hinter jeder Wolke versteckt sich eine Jennifer Lawrence.


2. Darum geht’s:


Nach vier Jahren in einer Nervenheilanstalt wird der Mittdreißiger Pat (Bradley Cooper) ins freie Leben entlassen und zieht wieder bei seinen Eltern (u.a. Robert de Niro) ein. Pat lernt die mindestens ebenso verkorkste Tiffany (Jennifer Lawrence) kennen und so dürfen wir gespannt sein, ob die zwei mit den Hürden des normalen Lebens zurecht kommen werden.



3. Deshalb sind wir gespannt:


„Silver Linings Playbook“ hat gerade den Hauptpreis des renommierten Torontoer Filmfestivals gewonnen und gilt in der Branche als möglicher Oscarkandidat, insbesondere bei den Darstellerpreisen. Da der Trailer eher leichtgewichtig erscheint, würde ich allerdings eher Golden-Globe- als Academy-Awards-Chancen prophezeien. Interessant dürfte zudem sein, wie Bradly „Hangover“ Cooper sich als Lead Actor in einem „Drama“ macht und ob David O Russell, der zuletzt mit dem intensiven Boxfilm „The Fighter“ Christian Bale zu seinem ersten Oscar verholfen hat, auch in diesem, für ihn neuen Genre für Aufsehen sorgen wird.


4. Was zu befürchten bleibt:


David O. Russell hat in den Staaten einen deutlich besseren Ruf als in Europa, auch wenn er kontinuierlich gute Filme dreht. Doch in Amerika gilt „Three Kings“ als definitive Abhandlung des Irakkriegs und „The Fighter“ als dem „Wrestler“ ebenbürtig – zwei Filme, die hierzulande mit einem semiinteressierten Achselzucken aufgenommen wurde.
Zudem könnte „Silver Linings Playbook“ sich schön zwischen die zwei Stühle Komödie und Krankheitsdrama setzen, was selten gut geht.


* Start in Deutschland: 21. November 2012
* imdb


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Seven Psychopaths (Regie: Marty McDonagh, „Brügge sehen und sterben“)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=7dAB8UFIOGA[/youtube]


1. Stil, Satz, Sieg:


Los Angeles sehen und sterben.


2. Darum geht’s:


Der Drehbuchautor Marty (Colin Farrell) will den größten Hollywoodfilm aller Zeiten zu schreiben: „Sieben Psychopathen“. Das Problem ist nur: er hat bisher nur einen Psychopathen im Script und sucht verzweifelt nach Inspirationen für die anderen sechs Wahnsinnigen. Als Marty aber dank eines Hundkidnappingbetrugstricks unvermittelt mit der Unterwelt von Los Angeles in Berührung kommt, hat er mehr Psychopathen zur Inspiration um ihn herum als ihm lieb sein könnte.


3. Deshalb sind wir gespannt:


Martin McDonaghs Debütfilm „Brügge sehen und sterben“ ist eine der verblüffendsten Erfolgsgeschichten der letzten Jahre. Als kleiner britischer Thriller gestartet, hat „Brügge“ über Mund-zu-Mund-Propaganda eine regelrechte Fan-Schar aufgebaut, so dass die Thrillerkomödie in der Zwischenzeit gar zu Bestenlistenfutter geworden ist. Dank des Brügge-Ruhms konnte McDonagh nun um Stammschauspieler Colin Farrell herum ein beeindruckendes Ensemble aufbauen: Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson, Olga Kurylenko und Tom Waits (!) dürften bei einem halbwegs ordentlichen Drehbuch allein schon den Kinobesuch wert sein.


4. Was zu befürchten bleibt:


Ich persönlich stand dem Charme von „Brügge“ ja immer etwas rätselnd gegenüber: ja, ordentlicher Film, aber was „In Bruges“ (so der Originaltitel) nun von anderen britischen oder irischen Thrillerkomödien der letzten Jahre gar so abheben sollte, war mir nicht ganz einleuchtend. Hoffen wir, dass „Seven Psychopaths“ hält, was „In Bruges“ versprach.


* imdb
* Start in Deutschland: 6. Dezember 2012



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