Montag, 3.12.
The Chaser, arte, 23.00
„The Chaser“ ist ein weiteres Beispiel für den Aufschwung, den das koreanische Kino in den letzten 10 Jahren genommen hat. Neben Chan-Wook Park und Kim-Ki Duk (letzterer mehr für die Uber-Arthouse-Fraktion) war dieser Serienkiller-Film von Hong-jin Na bemerkenswert. Wie so häufig im koreanischen Kino gelingt es auch hier, einen Genre-Film mit erheblich mehr Bedeutung aufzuladen, in diesem Fall mit den Fragen nach staatlicher Kontrolle und individueller Freiheit.
Alternative: Dorfpunks, N3, 23.15.
Die Verfilmung des Rocko Schamoni – Romans mag nicht ganz so geil auf die Vollen gehen wie Rockos Buch, ist aber natürlich dennoch sehenswert. Regisseur Lars Jessen hat übrigens gerade mit „Fraktus“ ein weiteres Mal in Zusammenarbeit mit Schamoni ein Kinoschmankerl gedreht.
Dienstag, 4.12.
Hellboy, Kabel1, 20.15
Die meisten Comicverfilmungen sind entweder mit (pseudo-)philosophischer Schwere aufgeladen oder einfach lustige Krachaction, die dafür ihren Figuren jede Dreidimensionalität verweigert. „Hellboy“ ist dagegen ein Sonderfall: denn natürlich ist das in erster Linie lustige Krachaction, aber andererseits hat die Figur des „Hellboy“, formidabel von Ron Perlman gespielt, eine Tiefe, die die Probleme, die das Superheldendasein (vor allem bei diesem Aussehen!) mit sich bringt, durchaus glaubwürdig thematisiert. Wenn man nach all dem Nolan/Batman-Gezaudere eine leichte Comicverfilmung schauen möchte, dann ist man mit „Hellboy“ sehr gut bedient.
Mittwoch, 5.12.
Herzensbrecher, B3, 23.45
Wer sich letzte Woche schon an die Empfehlungen gehalten hat, kennt nun „I Killed My Mother“, den Erstling von Xavier Dolan. Diese Woche legt das Bayrische Fernsehen mit seinem zweiten Film, dem ähnlich charmanten, aber viel kompletteren „Herzensbrecher“ (viel schöner im Original: „Les Amours Imaginaires“) nach. Dolan ist für sein Alter unverschämt stilsicher, kreiert wunderbare Farbkompositionen, die auch die manchmal etwas dünne Geschichte gerne vergessen lassen.
Alterntive: Camp Armadillo, Arte, 20.15.
Dänische Dokumentation über den Afghanistan-Krieg, die in der Heimat für einiges Aufsehen sorgte und in Cannes den Preis der Nebenreihe gewinnen konnte.
Donnerstag, 6.12.
Yella, ZDFkultur, 20.15
Letzte Woche hatten wir noch angesichts der „Wolfsburg“-Ausstrahlung davon geschwärmt, dass „Wolfsburg“ Petzolds zweitbester Film wäre, nach eben: „Yella“. Hier findet man all die klassischen Petzold-Versatzstücke (Kühle, Kälte, Stringenz, Nina Hoss), aber dazu noch mit einer ganz eigenen Grundstimmung, einem Unbehagen, das einen den ganzen Film über nicht verlässt. Am Ende weiß man auch warum.
Freitag, 7.12.
Last Boy Scout, RTL 2, 22.20
In „Last Boy Scout“ macht Bruce Willis, was Bruce Willis am Besten macht: einen versoffenen Detektiv spielen, der sich missmutig und widerwillig an die Lösung eines Falles macht, dabei alles, was ihm in die Quere kommt um-oneliner-ed und letzten Endes mit ein bisschen Krawall als immer noch versoffener Detektiv die Lösung präsentiert. Einer der besten Willis-Actionfilme diesseits des Stirb-Langsam-Kanons. Top.
Alterntive: Mammut, 3sat, 22.20.
Lukas Moodyson ist eines der enfant terribles des europäischen Kunstkinos. Von wilden, frechen Filmen wie „Fucking Amal“ bis zu wilden, eher verstörenden Filmen („A Hole In My Heart“) reicht seine Palette. Filme, die nicht immer *funktionieren*, aber immer eine Attitude besitzen und einen Punk-Zugang zum Kino versprechen. Dafür ist Mammut leider etwas zu schal geraten. Moodyson kann eigentlich mehr als nur eine europäische Version von „Babel“ zu drehen.
Samstag, 8.12.
Der Schakal, ZDF, 0.20
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=TiDnjcjWbXU[/youtube]
Das Original, also jener präzise, kühl konstruierte Film über den „Schakal“, einen Profikiller auf der Jagd nach Charles De Gaulle. Ein Klassiker des europäischen 70s-Thrillers!
(Übrigens auch weit genug vom 1997er US-Remake mit Bruce Willis entfernt, das etwas albern, aber eigentlich auch besser als sein Ruf ist)
Alternative: Breakfast Club, RTL2, 11.50.
Kollektive Erinnerung. Die 80er. Molly Ringwald. Emilio Estevez. Don’t You Forget About Me. Nuff said.
Sonntag,9.12.
No Country For Old Men, Pro7, 22.35
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3B_rRmkbA9I[/youtube]
Einer der besten Filme des letzten Jahrzehnts (laut uns der Sechstbeste, um genau zu sein) und der Moment, an dem der Glaube an die Coens zurückkehrte. Hatten die beiden Brüder mit „Fargo“ und „Big Lebowski“ die 90er regiert, folgten doch zu viele semilustige Starvehikel in den nächsten Jahren (siehe „Ein (un)möglicher Härtefall“ mit George Clooney oder „Ladykillers“ mit Tom Hanks). Doch mit „No Country For Old Men“ waren die quirky Außenseiter des US-Kinos wieder zurück – und vielleicht sogar besser als je zuvor. Ein makelloser Film, der mit Tommy Lee Jones, Josh Brolin und – natürlich – Javier Bardem gleich drei phänomenal geschriebene Rolle bereit hält und dabei seine Geschichte mit unbarmherziger Geduld dem Ende zutreibt. Dazu: die Münzwurf-Szene ist in all ihrer Wortkargheit vielleicht der beste Filmmoment der Nullerjahre.
Alternative: Rambo, Tele5, 0.00h.
Sträflich, wenn auch angesichts seiner Fortsetzungen verständlicherweise unterschätzer Actionfilm von Sylvester Stallone. Doch wo die Sequels und überhaupt Stallone’sche Actionmovies der 80er tumber Einheitsbrei waren, hat Rambo 1 ein stolz pochendes Herz und zeigt einen nach Hause zurückgekehrten Vietnam-Veteran, der sich in diesem zu Hause nicht mehr zurecht findet – und den das zu Hause auch gar nicht mehr will. Ein existentialistisches Survival-Movie, kein lauter Kriegsfilm.
Fr, 07.12.12 Einsfestival, 20.15 – Boy A