vonChristian Ihle 17.12.2012

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Über „Die kleine Lady“, das ZDF-Remake des Weihnachtsfernsehen-Standards „Der kleine Lord“, schreibt die SZ:

„Ist man eigentlich ein schlechter Mensch, wenn man den kleinen Lord schon immer ein bisschen zum Würgen fand? (….) Der kleine Lord hat ein so goldenes Herz, dass auch ein nur durchschnittlich verbitterter Mensch das trotz adventlicher Milde nur schwer aushalten kann.
Andererseits: es ist ein alter Film und immerhin hat es die Geschichte (…)spätestens durch das erstaunliche Duchhaltevermögen der ARD zu einer Art Weihnachtsklassiker gebracht. Ähnlich wie „Stirb Langsam“, aber nur ähnlich.
(…)
Remakes des Stoffes hat es immer wieder gegeben (…), aber noch niemand hat die Geschichte so radikal umgedeutet wie das ZDF 2012, immerhin auch das Jahr der medialen Frauenbewegung „Pro Quote“: Oh ja, der kleine Lord ist ein Mädchen. Das Problem an „Die kleine Lady“ ist n ur, dass eine Idee plus Veronica Ferres plus Christiane Hörbiger für solch einen Film offenbar genug sein muss. (…) Der Rest sieht so aus wie das Original, nur ein bisschen schrecklicher: Eine so biedere Geschichte kann man noch eher ertragen, wenn die alten Bilder inzwischen krisselig sind. (…)
Veronica Ferres spielt (die Frauenrechtlerin) Hobbs mit knallrot-gelockter Turmfrisur und es ist nicht viel schauspielerische Feinarbeit gefordert, um ihre Haltung zum Leben herauszuarbeiten. Veronica Ferres trinkt Bier aus der Flasche und raucht Zigaretten. Ja, so sind sie, die Emanzen.

Auch der restliche Film, die anderen Charaktere, sind so simpel angelegt, dass man „Die kleine Lady“ über weite Strecken gerne für eine Satire halten würde, wenn man es nicht besser wüsste.

Natürlich muss ein Familienfilm wie „Die kleine Lady“ nicht den Anspruch haben, eine möglichst komplexe Geschichte zu erzählen, aber muss eine Inszenierung dem Zuschauer jede menschliche Gefühlsregung mit dem Megafon direkt ins Innenohr brüllen? (…) Kann man Spielfilmbudgets nicht vielleicht sinnvoller ausgeben als für ein kreuzbraves Remake eines ohnehin schon schrecklich spießigen Films?“


(Katharina Riehl in der Süddeutschen Zeitung)



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kommentare

  • Ein genialer Klassiker im neuen Gewand und mit einer äußerst fehlgeschlagenen Geschlechtsumwandlung. Dies ist leider einer der Filme, die schon sehr gute Verfilmungen haben und es keiner neuen Bedarf.

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