vonChristian Ihle 23.03.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Samstag, 23.03.

Öffne die Augen, ZDF kultur, 22.30





Kann sich noch jemand an „Vanilly Sky“ mit Tom Cruise und Cameron Diaz erinnern? Jener irre gut aussehender mindfuck-Film mit tollem Soundtrack (Ladies & Gentlemen, we’re floating into space!)? Heute wird das Original, die spanische Vorlage von Alejandro Amenabar ausgestrahlt, der Hollywood hiermit auf sich aufmerksam machte und später „Das Meer in mir“ drehte.


Alternative: Casino Royale, ARD, 20.15


Muss man wohl so sagen: ein Neustart war nötig für die James-Bond-Reihe nach dem das höher-schneller-weiter-Prinzip der späten Brosnan-Ära im storytelling-erdrückendem Exzess geendet hatte. Andererseits: Mehr Bond als Bourne wäre auch nett gewesen.


Sonntag, 24.03.

Scarface, NDR, 23.45



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=llwV5Sxxobg[/youtube]


Obwohl Brian Da Palmas neonbuntes Gangsterdrama bei Erscheinen eher verhalten aufgenommen wurde, darf man „Scarface“ heute wohl als das einflussreichste Ganovenmovie der 80er bezeichnen. Die Popkultur hat Pacinos Scarface und Da Palmas Inszenierung aufgesogen wie kaum was sonst – und das Hongkong-Kino der späten 80er, Marke John Woo, wäre ohne die Scarface-Blaupause nicht einmal denkbar!


Alternative: Gomorrha, 3sat, 22.10


Nach dem Anti-Mafia-Bestseller von Roberto Saviano und in Cannes prämiert – am Ende aber doch eher theoretisch gut. Zwar findet man es toll, dass die Camorra als Haufen von unglamourösen Bastarden dargestellt und jede Idolisierung vermieden wird und natürlich ist es amüsant bis lehrreich, dass das Verschieben von Abfällen und Müll eines der Haupteinnahmefelder darstellt – aber als Film ist „Gomorrha“ dafür dann eben auch zu oft das: wir schauen uninteressanten Personen bei uninteressanten illegalen Tätigkeiten zu.


Montag, 25.03.

Kapitalismus – Eine Liebesgeschichte, 3sat, 21.45


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=2NE6QQHkTWo[/youtube]


Man muss wahrscheinlich nicht nochmal das für und wider von Michael-Moore-Dokus diskutieren, sondern kann sich den ganzen Umweg sparen, wenn man sie gleich als Agit-Prop akzeptiert und dann bleibt: unterhaltsame zwei Stunden über die Ungerechtigkeiten der modernen Welt.


Alternative: The Getaway, arte, 0.20


Das New Hollywood der 70er mit maximaler Sexyness: Steve McQueen und Ali McGraw als Gangsterpärchen auf der Flucht durch die USA. Sam Peckinpah inszeniert dieses Original, das später von Kim Basinger & Alec Baldwin neuverfilmt wurde. Aber das hier, das Original, das muss man natürlich gesehen haben.

Dienstag, 26.03.

Nokan – Die Kunst des Ausklangs, WDR, 23.15






Als alle dachten, „Waltz With Bashir“ würde mit einem Oscar nach Hause marschieren, gab die Academy den Preis für den besten fremdsprachigen Film im Jahr 2009 an dieses japanische Drama um ein Bestattungsinstitut. Da auch sonst alle Festivals „Nokan“ mit Preisen überschütteten, mag das schon seinen Grund gehabt haben.




Mittwoch, 27.03

Broken Flowers, SWR, 22.30


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=FQwjE_4nhPQ[/youtube]


Einer der besten Filme aus Jim Jarmuschs später Zeit. Eine ruhige (klar, ist ja Jarmusch!) Betrachtung über die Vergänglichkeit, über Fehler und Vergebung mit einem grandiosen Bill Murray, der hier nach “Lost In Translation” zum zweiten Mal alle beschämt, die ihn “nur” als Comedy-Typen gesehen hatten. Ein Road-Movie durch Amerika ebenso wie ein mentales Road-Movie durch ein Leben, eine Vergangenheit.


Alternative: Todeszug nach Yuma, Kabel1, 20.15
Mit Christian Bale und Russel Crowe toll besetzter Neo-Western von James Mangold („Copland“).



Donnerstag, 28.03.

Pulp Fiction, vox, 22.35





Auch wenn man denkt, dass Pulp Fiction schon so sehr vereinnahmt wurde von jedem und überall, dass spätestens hier das Prädikat „Kultfilm“ unmöglich gemacht wurde (nicht nur für Pulp Fiction selbst, sondern für alle Filme von da an), wenn man sich Tarantinos ersten ganz großen Wurf 2013 noch einmal anschaut, dann muss man immer noch sagen: ja, all dieser Ruhm ist berechtigt. Kein Film seit 1994 hatte mehr eine solche Wirkung auf Film- und Popkultur. Praktisch im Fünfminutentakt stolpert man über Szenen, Einstellungen, Dialoge die sich in alle Ausdrucksformen der Populärkultur der kommenden 20 Jahre eingeschlichen haben. Trotz allen Kill Bills, Django Unchaineds und Inglorious Basterds immer noch Tarantinos Meisterwerk, sein „Citizen Kane“.



Alterntive: Kirschblüten, B3, 22.00 Uhr


Ein überraschendes Comeback für zwei Große der bundesrepublikanischen 80er Jahre: Regisseurin Dorris Dörrie hat mich „Männer“ die Mitt80er kirre gemacht, Elmar Wepper war immer der gutaussehende, talentiertere der beiden Wepper-Brüder, die aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramm dieses Jahrzehnts schlicht und einfach nicht wegzudenken waren. Wie geht doch die alte Weisheit? Wenn du die Fernsehstunden der Weppers aneinanderklebst, kannst du zweimal den Mond umrunden.

 

Freitag, 29.03.

Stirb Langsam, Sat1, 22.20





Na also! Schön zu sehen, dass man in der Sat1-Programmplanung Stammleser dieser kleinen Kolumne ist und anlässlich unseres wütendenden #Aufschrei! ob des weihnachtlichen Nichtsendens des alten Heilig-Abend-Klassikers „Stirb Langsam“ in sich gegangen ist und eingesehen hat: so nicht!
Als Konsequenz wird nun also „Stirb Langsam“ am anderen höchsten Feiertag der Christenwelt ausgestrahlt und selbstverständlich nehmen wir dieses Zeichen als Entschuldigung an. So kommen wir zusammen, liebes Sat1!


Alterntive: Nichtgedanken mit Oliver Kalkofe, Tele5, 22.00


Eine sehr schöne Idee: Oliver Kalkofe liest aus den Biographien von Bushido, Bettin Wulff und Co.!

 

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