vonChristian Ihle 15.04.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Montag, 15.04.

Bis das Blut gefriert , arte, 20.15





Britischer Horrorklassiker von 1963, Ende der 90er als „Geisterschloss“ eher schlecht als recht in einem Remake nachgestellt. Auf Arte heute also das schwarz-weiße Original, eines der einflussreichsten Beispiele des „Haunted House“-Subgenres.



Alternative: Uncle Boonmee erinnert sich an sein früheres Leben , arte, 22.00


Wo sind nur die guten Zeiten hin als man mit einem komplizierten Namen nichts werden konnte? Der von Kunstfilmfreaks verehrte und auf Festivals gefeierte Apichatpong Weereasethakul scheißt da natürlich darauf und darf damit auch als maximale Trennschärfe zwischen dem normalen Filmpublikum und dem advanced Arthousejünger gelten: wer erstens einen Film von ihm tatsächlich gesehen hat und zweitens noch dreimal in Folge den Namen fehlerfrei vor einem Spiegel aussprechen kann, dem erscheint der Candyman und verteilt Eiskonfekt bevor die Vorstellung beginnt.


Dienstag, 16.04.

Flug 93, ZDF, 0.20



[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=qnFW5cjmauU[/youtube]


Drama über 9/11, das recht pathosfrei und mit ständig wackelnder Handkamera die Ereignisse in einem der für die Terroranschläge vorgesehenen Flugzeug nacherzählt. Interessant vor allem auch deshalb, weil die Verblüffung und Verwirrung, die Ungläubigkeit, was hier gerade geschehen soll und wird, verständlich gemacht würde.


Alternative: Die innere Sicherheit, B3, 0.25


Nach „Yella“ ist dieses kühle, spröde, aber durchaus nicht weniger mitreissende Drama um eine Familie ehemaliger RAF-Terroristen im Untergrund der wohl beste Film Petzolds. Ein Paradebeispiel für die viel gerühmte, manchmal geschmähte Berliner Schule.


Mittwoch, 17.04

Gerhard Richter – Painting, arte, 21.45





Portrait des berühmtesten deutschen Künstlers der Gegenwart – und generell einem der bewundertsten Malern alive. Ein faszinierender Einblick in die Arbeit, oder besser: das Arbeiten von Gerhard Richter.



Alternative: The Eye, arte, 23.25


Ein moderner Klassiker des Horrorfilms und einer der zentralen Filme der großen asiatischen Horrorwelle, die Ende der 90er, Anfang der Nuller-Jahre dem Rest der Welt zeigte, was ein Geistermädchen ist. Neben der „Ring“-Serie ist die „The Eye“-Reihe sicherlich die einflussreichste aus dieser Zeit gewesen.



Donnerstag, 28.03.

Pierrot Le Fou / Elf Uhr Nachts, ARD, 1.55


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=-gmjwUdxkeg[/youtube]


Einer der besten Filme von Jean-Luc Godard: wild, völlig unvorhersehbar, mit den Erwartungen der Zuschauer ebenso spielend wie Konventionen des Kinos brechend ist „Pierrot Le Fou“ ein wunderbar anzusehender, großartig ausgestatteter Wirbelwind von einem Film – und hat dennoch mehr zu erzählen als Godards nicht minder hübsche, aber deutlich anstrengendere „Le Mepris“ oder „Week-End“ beispielsweise. Wer noch ein Argument braucht: ANNA KARINA!





(sehr amüsant ist übrigens der Off-Kommentar von 1965 aus oben verlinktem Trailer. Ich bin mir nicht sicher, ob es sich dabei um ein Mißverstehen des Films handelt oder eine weitere Ebene der Abstraktion von Godard eingezogen wurde)



Alterntive: Ich und du und alle, die wir kennen, ZDFkultur, 20.15


Miranda Julys Debütfilm ist genau die quirky linksaußen Hipster-Komödie, die man sich von ihr wünscht. Schon überraschend allerdings, dass July nicht nur in den von ihr ja eh verzauberten Kreisen damit reüssierte, sondern auch vom Großmeister der amerikanischen Film-Kritik, Roger Ebert, in die Liste der zehn besten Filme des vergangenen Jahrzehnts aufgenommen wurde: “July’s film fits no genre, fulfills no expectations, creates its own rules, and seeks only to share a strange, lovable mind with us.”


Freitag, 29.03.

High Fidelity , ZDFneo, 20.15


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=yVv5sIY57TA[/youtube]


Die Vorlage von Nick Hornby ist selbstverständlich bereits ein moderner Klassiker der Popliteratur. Die Verfilmung von Stephen Frears mit dem immer gern gesehenen John Cusack ist ebenfalls gelungen und modernisiert die Popreferenzen, was bei einem Plattenladennerdfilm natürlich nicht unwichtig ist. Im Rückblick kann man sagen: die Einführung von Belle & Sebastian ins High-Fidelity-Universum war eine gute Idee, die von Green Day eher weniger.


Alterntive: Bringing Out The Dead, 3sat, 22.35


Ein verhältnismäßig wenig bekannter Martin-Scorsese-Film von 1999 – Nicolas Cage fährt als Sanitäter durch ein nächtliches New York. Da „Bringing Out The Dead“ (das übrigens einen großartigen Soundtrack mit u.a. The Clash und Johnny Thunders hat) auch von dem alten Scorsese-Kollegen Paul Schrader geschrieben wurde, der auch das Buch zu Taxi Driver verfasst hatte, kann man durchaus eine indirekte Anknüpfung an Scorseses berühmtesten Film sehen.

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