vonChristian Ihle 20.06.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Donnerstag, 20.06.

The Future, WDR, 23:25





Miranda Julys zweiter Film nach dem gefeierten “Me, You & Everybody We Know” (2005) beginnt als eine in Teilen schreiend komische Sezierung des Hipsterphänomens (und der Weigerung auch noch mit Mitte 30 etwas “Richtiges” mit seinem Leben anzufangen), also beinahe als eine Arthouse-Variante von “Portlandia“. Im weiteren Verlauf wird der Film zunehmend surrealer, trauriger, gewinnt manchmal gar eine Lynch-hafte subtile Bedrohlichkeit, ohne dass July Erklärungen für – unter anderem – ihre von einer Katze gesprochenen Monologe liefert. Was aber auch nicht notwendig ist, spinnt “The Future” doch gekonnt seinen Garn ohne sich sklavisch einer schlüssigen Plotentwicklung verpflichtet zu fühlen. Mag der Enthusiasmus, dem man dem Film in seiner amüsanten ersten Hälfte entgegenbringt, in der pseudophilospohischen, surrealen zweiten Hälfte auch etwas verfliegen, so ist “The Future” dennoch gerade ob seiner Nonchalance ohne Zweifel sehenswert.


Alterntive: It Might Get Loud, RBB, 0.45


Dokumentation über Gitarrengötter aus drei Generationen. Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (White Stripes) über Riffs, Licks und anderen Gitarrennerd-Kram.


Freitag, 21.06.

Largo Winch, ZDFneo, 22:00


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Der erste Teil der französischen Actionthriller-Reihe um den Millionenerben Largo Winch ist, man muss es den Franzosen wirklich lassen, erneut eine gute Neuinterpretation des James-Bond-Mythos. Wo die „OSS117“-Reihe mit Jean Dujardin den guten alten Agentenfilm der 60er mit all seinen Widersprüchlichkeiten herrlich karikiert, ist „Largo Winch“ mehr die französische Variante des Brosnan-Bonds. Wem also der „ich bin hart, das Leben ist hart, schau in meine traurigen blauen Augen“ – Daniel Craig als James Bond ein wenig auf den Sack geht und sich nach dem Lebemann von einst sehnt, der ist mit „Largo Winch“ bestens bedient.


Alterntive: Kalkofes Mattscheibe: Too Hot For Primetime, Tele5, 22.05


Tele 5 schaufelt eigens einen späteren Sendeplatz frei, damit Kalkofe sich auch um die Auswüchse des Spätprogramms kümmern kann. Uns schwant Böses: spielt Kalki wohl die SexyClips von Sport 1 nach?


Samstag, 22.06.

Herzensbrecher, Arte, 22.55


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Xavier Dolan ist das Wunderkind des kanadischen Kinos. Nach dem schon erstaunlichen Debüt „I killed my mother“ war Dolan gerade einmal 21 Jahre alt, als er seinen zweiten Film, den ähnlich charmanten, aber viel kompletteren “Herzensbrecher” (viel schöner im Original: “Les Amours Imaginaires”) in die Kinos brachte. Dolan ist für sein Alter unverschämt stilsicher, hat ein Händchen für Soundtracks wie Tarantino und kreiert wunderbare Farbkompositionen die auch die manchmal etwas dünne Geschichte gerne vergessen lassen.


Alternative: Rufmord, ZDFneo, 23.10


Politdrama und Gerichtsthriller von 2000, glänzend besetzt mit Gary Oldman, Jeff Bridges und Joan Allen. Die beiden letzteren wurden für diese Rollen für den Oscar nominiert, unterlagen aber letzten Endes Benicio Del Toro („Traffic“) und, rätselhafterweise, Julia Roberts („Erin Brockovich“)


Sonntag, 23.06.

Scanners, Tele5, 22.50





Wer David Cronenberg erst in den letzten paar Jahren kennengelernt hat und sich wundert, warum man bei einem Regisseur von Filmen über Freud und mit Twilight-Stars ab und an von “Body Horror” oder gar “Splatter” raunt, dem sei “Scanners” ans Herz gelegt. 1981 war dieser Horrorthriller, der gore mit einer durchaus eher philosophischen Betrachtung einer möglichen Dystopie vereint, der Durchbruch für den Kanadier. Wem hier nicht genug Köpfe zerplatzen, dem ist nicht mehr zu helfen.



Alternative: Tron: Legacy, Pro7, 20.15


Das Original, der erste Teil von „Tron“, ist eine Legende des 80er Jahre Kinos, ein visionärer Zukunftsentwurf einer virtuellen Welt, immer noch erstaunlich. Dieses Sequel mit Jeff Bridges ist zwar erneut wunderbar anzuschauen, aber auf Storyebene doch recht dünn. Man kann also theoretisch auch einfach das „12.51“ – Video der Strokes einfach in Dauerschleife an die Wand werfen, da der Daft Punk – Soundtrack zu „Tron Legacy“ ebenfalls nicht allzu bemerkenswert geraten ist:



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Montag, 22.04.

Bank Job, ZDF, 22.55


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Waren die 80er und die 90er noch reich bevölkert mit Action-Movie-Stars so hat im letzten Jahrzehnt kaum jemand den Sprung geschafft, um sich als Nachfolger der Schwarzenegger-Stallone-Willis-Ära zu brüsten. The Rock und Vin Diesel fallen noch am ehesten ein, sind aber auch klar eher in der Tradition der tumben Haudraufs zu sehen. Wer dagegen etwas mehr Witz und Style besitzt (und somit der einzige Bruce-Willis-Epigone in Sichtweite), ist Jason Statham. Statham ist ursprünglich in Guy Ritchies wunderbarer Gangsterkomödie „Bube, Dame, König, Gras“ zu erstem Ruhm gekommen. Nicht in all seinen Filmen darf er seinen rauhen Charme ausspielen und muss ihn oft zwischen all den Explosionen und Verfolgungsjagden verstecken, aber wenn er ein halbwegs brauchbares Drehbuch wie hier im Einbruchsthriller „Bank Job“ bekommt, dann zeigt Statham, dass er zu weit mehr als straight to video – Stuff taugt.

Dienstag, 25.06.

Gosford Park, ARD, 1.05



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Der Höhepunkt im Spätwerk von Regieidol Robert Altman. Zurecht für etliche Oscars nominiert, kommt hier Altmans Stärke der parallelen Entwicklung von Storylines hervorragend zur Geltung und wird von einem wunderbar spritzigen Drehbuch unterstützt. Wer die britische Serie „Downton Abbey“ mochte, wird „Gosford Park“ lieben.



Mittwoch, 26.06.

Pina, Arte, 20.15


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Wim Wenders erster Ausflug in das 3D-Kino war diese Dokumentation über die Tanzikone Pina Bausch. Auch für „Pina“ sammelte Wenders wieder eine Oscar-Nominierung ein, seine zweite nach „Buena Vista Social Club“. Die Kritik weltweit war begeistert.



Alternative: Der Knochenmann, Arte, 1.50


Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Verfilmungen von Wolf-Haas-Romanen mit der Brenner-Figur ist in „Der Knochenmann“ endlich die Krimihandlung auf einer Höhe mit den komödiantischen Elementen. Haben die bisherigen Brenner-Filme „Silentium“ und „Komm, süßer Tod“ – so gut sie auch waren – immer nur wie Vehikel gewirkt, um dem österreichischen Kabarettisten Josef Hader eine Plattform zu bieten, ist “Der Knochenmann” auch als eigenständiger Thriller gelungen. Manchmal erinnert die Gewaltspirale in Richtung Absurdität an frühere Werke der Coen-Brothers wie “Fargo” oder “Blood Simple”, in denen oft Morde auch nicht aus bösem Willen oder Berechnung geschahen, sondern weil sie just in diesem Moment den handelnden Personen als beste oder einzige Lösungsmöglichkeit erschienen. Dazu ist die neue Haas-Verfilmung dank der schauspielerischen Urgewalt Josef Bierbichler und Brigit Minichmayr (als Brenners Herzensdame) auch in den Nebenrollen überdurchschnittlich gut besetzt. So ist “Der Knochenmann” nicht nur der beste Film der Brenner-Reihe, sondern auch eine der besten Thriller-Komödien der letzten Jahre.


Donnerstag, 27.06.

Event Horizon, Kabel1, 22.25





„Event Horizon“ ist ein Science-Fiction-Schocker, der bei allen Horrorelementen aber im Grunde näher an Tarkowskijs Idee von Science-Fiction aus „Solaris“ ist als an den üblichen „Monster im Weltall“- Streifen.

Freitag, 28.06.

Misfits, ZDFneo, 22.15


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Damit hatte man gar nicht mehr gerechnet, dass die britische Fantasy-Serie „Misfits“ doch noch den Sprung ins deutsche Fernsehen schafft, ist die erste Staffel auf der Insel doch schon vor vier Jahren angelaufen. Die jugendlichen Straftäter, Misfits also, die, vom Blitz getroffen, Superkräfte entwickeln, sind in gewisser Weise ein britischer (und damit frecherer) Gegenpol zur glatten Weltbefreiungsorgie „Heroes“. Save the misfit, save the world, sozusagen.
Achtung: drei Folgen am Stück und Samstag geht es gleich weiter!

Alterntive: Jackie Brown, 3sat, 22.35


Als Tarantino nach längerer Schaffenspause nach Pulp Fiction ausgerechnet mit einer sich bedächtig entwickelnden Homage an das Black Cinema der 70er zurückkehrte und auch noch mit Pam Grier („Foxy Brown“) eine fast 50jährige Frau in den Mittelpunkt stellte, waren etliche Fanboys und mancher Kritiker enttäuscht. Aber über die Jahre hat sich dieser Schritt als richtig erwiesen: Tarantino überlies das Epigonentum anderen, gab die „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ Welt auf, marschierte einfach weiter und setzte so einem Genre und einer Zeit ein Denkmal, das 1997 wirklich noch nicht in aller Munde war. Dass später eben Blaxploitation und Konsorten gefeiert und mit Remakes wie „Shaft“, nun ja, geehrt wurden, darf man zum Gutteil auf QTs Pam-Grier-Verneigung „Jackie Brown“ zurückführen.

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