Die Frankfurter Allgemeine hat in ihrer letzten Sonntagszeitung das ja auch hier im Popblog sehr beliebte Popultur-Fragebogen-Prinzip auf Politiker angewandt und quer durch die Parteien nach Filmen, Büchern und Songs gefragt. Leider haben den Spaß nicht alle Angefragten mitgemacht – zu erwarten: keine Angela Merkel. Enttäuschend: weder Guido Westerwelle noch Philipp Rösler oder Kristina Schröder – selbst der, man erinnere sich!, ehemalige „Beauftragten für Popkultur und Popdiskurs der SPD“ Sigmar Gabriel hat abgelehnt. Fast ein wenig beschämend dagegen, dass der Staatsminister & Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, Bernd Neumann, ebenfalls nicht mit der FAZ über Pop & Kultur reden wollte. Aber vielleicht hatte Neumann nur Angst, wieder über Internet und dieses Google befragt zu werden:
http://www.youtube.com/watch?v=67yVfvcjQDE
Im Folgenden nun ein Best Of der Popkultur-Fragen aus dem insgesamt 30-teiligen Fragebogen:
Mit welchem Song können Sie bei Karaoke punkten?
* Peer Steinbrück (SPD): Hänschen Klein
* Ursula von der Leyen (CDU): Katie Melua, „Nine Million Bicycles“
* Rainer Brüderle (FDP): Ich glaube, da habe ich andere Stärken. Wenn es sich nicht verhindern ließe, würde ich es mit „Die Gedanken sind frei“ probieren – eines meiner Lieblingslieder
* Jürgen Trittin (Die Grünen): Peter Sellars: „A Hard Days Night“
* Katja Kipping (Die Linke): Punkten nicht unbedingt, aber zumindest würde ich „Griechischer Wein“ auch ohne Mitlauftext hinbekommen.
* Bernd Schlömmer (Die Piraten): Nur mit Hamburger Shantys, bei denen ich mit meiner tiefen Freddy-Quinn-Stimme auftrumpfen könnte.
* Andrea Nahles (SPD): Ich singe nur unter der Dusche und in der Kirche.
* Sabine Leutheuser-Schnarrenberger (FDP): Queen, „I Want To Break Free“
* Bernd Lucke (AfD): Natürlich mit „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“.
* Sarah Wagenknecht (Die Linke): Ich fürchte, mit keinem…
* Peter Ramsauer (CSU): Ist das so etwas wie Karate?
* Manuela Schwesig (SPD): „99 Luftballons“ – aber nur, wenn Nena mitsingt.
* Katharina Nocun (Die Piraten): Da ist nichts mehr zu retten – mit keinem Song der Welt.
* Gregor Gysi (Die Linke): Mit keinem einzigen.
* Ilse Aigner (CSU): „Skifoan“ von Wolfgang Ambros.
* Katrin Göring-Eckardt (Die Grünen): Ich sollte in der Öffentlichkeit nicht singen. Aber wenn: „Hallelujah“ von Leo (sic!) Cohen, da bin ich dann auch nicht die Einzige.
Gab es jemals einen Film, der Sie so aufgewühlt hat, dass Sie dachten, Sie müssten sofort ihr Leben ändern?
* Steinbrück: Nein.
* von der Leyen: Mein Leben ist ohnehin so aufgewühl, dass ich so gut wie nie ins Kino komme.
* Brüderle: Das kenne ich vor allem aus der Kindheit. Nach Indianerfilmen oder „Robin Hood“ war ich oft sehr begeistert und voller Unternehmensdrang und Abenteuerlust.
* Trittin: Jedes Jahr. „Dinner For One“.
* Kipping: Nein.
* Schlömmer: Ja, der Film heißt „Cinema Paradiso“. Er wühlt mich immer noch auf.
* Nahles: „Wie ein Schrei im Wind“
* Leutheuser-Schnarrenberger: „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ mit Meryl Streep.
* Lucke: Nein. Ich heiße ja nicht Claudia Roth.
* Wagenknecht: „Lohn der Angst“ hätte mich zur Sozialistin gemacht, wenn ich es noch nicht gewesen wäre.
* Ramsauer: Nein. Dazu bin ich ein zu schwerer Tanker.
* Schwesig: Nein. Aber der Film „Das Leben der Anderen“ hat mir die Augen ber ein Leben in der DDR geöffnet. Mein Leben musste ich zum Glück nicht mehr ändern.
* Nocun: „Apocalpyse Now“ – seitdem sehe ich Krieg mit anderen Augen.
* Gysi: „Die zwölf Geschworenen“.
* Aigner: „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Morgan Freeman und Jack Nicholson.
* Göring-Eckardt: So gravierend nicht. Aber „Sieben Sommersprossen“ hat immerhin dazu geführt, dass ich aufgehört habe, mein Gesicht mit irgendwelchen ätzenden Cremes zu behandeln. Die Sommersprossen durften bleiben.
Haben Sie etwas von Rainald Goetz gelesen?
* Steinbrück: Ich weiß gar nicht, wer das ist.
* von der Leyen: Nein.
* Brüderle: Ich kenne Rainald Goetz bislang nur von seinen Veröffentlichungen in der Süddeutschen Zeitung. Allerdings habe ich mir vorgenommen, seinen aktuellen Roman „Johann Holtrop“ zu lesen. Zum einen, weil ich gespannt bin, wie Goetz die Geschichte eines Vorstandsvorsitzenden vom Erfolg bis zum Absturz schildert. Zum anderen aber auch, weil der Roman sehr unterschiedliche Kritiken erhalten hat, und das reizt mich.
* Trittin: Ja.
* Kipping: Nein.
* Schlömmer: Nein, habe ich nicht.
* Nahles: Ja, „loslabern“.
* Leutheuser-Schnarrenberger: Über ihn und seine Bücher habe ich einiges gelesen, von ihm selbst aber noch nichts.
* Lucke: Ich kann nur mit Curt Goetz dienen.
* Wagenknecht: Nein.
* Ramsauer: Nein.
* Schwesig: Nein.
* Nocun: Nein.
* Gysi: Nein.
* Aigner: Ich hatte bisher die Sorge, das wäre für meinen Geschmack etwas zu blutig. Aber dank F.A.S. und so weiter werde ich mir den Autor mal vornehmen.
* Göring-Eckardt: Klar, „loslabern“ fand ich klasse, weil ich auch bei dem Fest der FAZ war, das er darin so genial beschreibt. Als sein letztes Buch „Johann Holtrop“ erschien, steckte ich mitten im Urwahlkampf, deswegen bin ich bis heute nicht mehr dazu gekommen.
Was würden Sie eher retten – Opel oder Suhrkamp?
* Steinbrück: Blöde Frage!
* von der Leyen: Wir sollten vor allem das retten, was Menchen mit diesen großen Namen verbinden: unternehmerisches Gespür (sic!), Sinn für Qualität und Bereitschaft zur Erneuerung, die Tradition erst möglich macht.
* Brüderle: Den freien und fairen Wettbewerb ohne Staatseingriffe. Opel baut gute Autos, Suhrkamp verlegt gute Bücher. Die brauchen keine Subventionen.
* Trittin: Suhrkamp. GM lässt nicht zu, Opel zu retten.
* Kipping: Suhrkamp.
* Schlömmer: Ich würde beide Unternehmen nicht retten. Ich glaube, es ist nicht die Aufgabe von Politik, falsche Unternehmensstrategien oder Streit in der Führungsetage zu alimentieren. Ich frage mich auch immer, wer profitiert eigentlich in diesen beiden Fällen von einer „Rettung“?
* Nahles: Das ist eine gemeine Frage.
* Leutheuser-Schnarrenberger: Mit Staatsgeldern keinen von beiden.
* Lucke: Ich fürchte, mir fehlt es in beiden Fällen an den nötigen Mitteln.
* Wagenknecht: Die Literatur von Suhrkamp bedeutet mir viel, und ich habe keinen Führerschein. Dennoch: Lässt sich der Verlust einer bedeutenden Verlagstradition mit dem Aus für einen Industriestandort vergleichen? Eine vernünftige Gesellschaft braucht beides: Industrie und Kultur. Wenn der Markt das zerstört, ist etwas faul.
* Ramsauer: Politiker sollten besser nicht als Retter auftreten.
* Schwesig: Beides.
* Nocun: Suhrkamp mit der Erweiterung Suhrkamp Digital: Klassiker der Weltliteratur unter freier Lizenz.
* Gysi: Unbedingt beide. Suhrkamp ist mir kulturell sehr wichtig, und bei Opel gibt es sehr viele Beschäftigte.
* Aigner: Zum Glück retten sich beide selbst.
* Göring-Eckardt: Fangfrage. Bücher sind mir zwar im Prinzip sympathischer als Autos, aber Arbeitsplätze sind für den Einzelnen immer existentiell. Aber als Superwoman: Opel und die neue Elektrolinie mit links, Suhrkamp mit rechts.
Welcher ist ihr Guilty-Pleasure-Popsong, bei dem Sie immer lauter stellen, wenn er im Autoradio kommt, auch wenn es eigentlich gegen jeden guten Geschmack geht?
* Steinbrück: „Männer sind Schweine“ von den Ärzten
* von der Leyen: Olaf Henning, „Komm, hol das Lasso raus“
* Brüderle: Ich fahre ja selten allein, deshalb kommt das nicht so oft vor. Aber zumindest schmunzeln muss ich bei „Angie“ von den Rolling Stones.
* Trittin: „Delmenhorst“ von Element Of Crime.
* Kipping: „Like A Prayer“ von Madonna.
* Schlömmer: Ich habe gar kein Auto.
* Nahles: Tina Turner, „We Don’t Need Another Hero“
* Leutheuser-Schnarrenberger: Michael Jackson, „Thriller“
* Lucke: So ein Autoradio verstößt gegen Robert Gernhardts elftes Gebot: „Du sollst nicht lärmen“
* Wagenknecht: Also, ich denke bei „guilty pleasures“ eher an Schweizer Pralinen.
* Ramsauer: Bei mir im Auto läuft wenn, dann Info-Radio.
* Schwesig: „Last Christmas“ von Wham!
* Nocun: Das ist ein Geheimnis, das dank der Verschwiegenheit meiner Beifahrer noch nicht geleakt worden ist.
* Gysi: Lana Del Rey, „Summertime Sadness“.
* Aigner: „Skandal um Rosi“ von der Spider Murphy Gang.
* Göring-Eckardt: „Sunshine in the Rain“. Peinlich. Ich weiß, aber immer wieder passend.
Von welcher US-Fernsehserie haben Sie mindestens eine ganze Staffel auf DVD gesehen?
* Steinbrück: „Homeland“ und „Boardwalk Empire“.
* von der Leyen: „Private Practice“
* Brüderle: „The West Wing“ ist intelligent und authentisch gemacht und zeigt auch stets mit Humor die politische Arbeit hinter den Kulissen der Macht. Da ich des Öfteren in den USA bin und mich generell für andere politische Systeme interessiere, ist diese Serie genau das Richtige für mich.
* Trittin: Von keiner.
* Kipping: „Mad Men“.
* Schlömmer: Ich schaue keine Fernsehserien auf DVD; am häufigsten habe ich mir aber die US-Serie „Simpsons“ angeschaut.
* Nahles: „Star Trek – Next Generation“
* Leutheuser-Schnarrenberger: Von keiner.
* Lucke: Das wiederum würde ja gegen Erich Kästner verstoßen: Achte das fünfte Gebot. „Schlag deine Zeigt nicht tot.“ (Wobei ich als guter reformierter Christ darauf insistiere, dass es sich um das sechste Gebot handelt.)
* Wagenknecht: Von keiner.
* Ramsauer: ich glaube, ich habe alle Staffeln von „Bonanza“ gesehen.
* Schwesig: Keine.
* Nocun: „Twin Peaks“ von David Lynch.
* Gysi: Keine.
* Aigner: „Dallas“ – daran führte früher kein Weg für mich vorbei. Heute meide ich US-Serien, wo es nur geht.
* Göring-Eckardt: Ehrlich: Die einzige Serie, die ich wirklich gesehen habe und nicht davon losgekommen bin, ist „Borgen“, aber die ist dänisch und wirklich extrem gut.
Halten Sie es für eine Fehlentscheidung, dass Hedi Slimane beim Markenzeichen von Yves Saint Laurent, YSL, auf das Y verzichtet?
* Steinbrück: Das ist mir völlig wurscht.
* von der Leyen: Gott bewahre, nein! Ich bin sicher, zu diesem Schritt gab es überhaupt keine vernünftige Alternative!!!
* Brüderle: Auf diese Frage fällt mir keine sinnvolle Antwort ein.
* Trittin: Ist das der Bruder von Louis Vuitton?
* Kipping: Da leiste ich mir den Luxus, überhaupt keine Meinung zu haben.
* Schlömmer: Die Frage hat für mich überhaupt keine Relevanz. Es ist mir persönlich auch scheißegal. die meisten Menschen interessiert die Frage auch nicht. Die Idee ist wahrscheinlich aus einer unternehmerischen perspektive betrachtet das Resultat von Eitelkeit und Selbstüberschätzung von Hedi Slimane.
* Nahles: Das ist mir völlig egal.
* Leutheuser-Schnarrenberger: Offenkundig nicht, denn es weckt großes Interesse, wie der Fragebogen zeigt.
* Lucke: Ich halte es für eine Fehlentscheidung, mir so eine blöde Frage zu stellen.
* Wagenknecht: Hedi wer?
* Ramsauer: Wie bitte?
* Schwesig: Es gibt andere Probleme auf der Welt.
* Nocun: Das ist eine gute Frage.
* Gysi: Ich verstehe nur Bahnhof.
* Aigner: Ein durchsichtiger PR-Coup – offenbar gelungen. Mit Verlaub: Gibt es nicht wichtigere Fragen?
* Göring-Eckardt: Schade um das Y, ein wirklich schöner Buchstabe.