vonChristian Ihle 02.08.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Eine der unterhaltsamsten Radiosendungen der Republik versteckt der Bayerische Rundfunk derzeit in seinem Nachtprogramm: den Top Ten Talk von Thomas Meinecke. Das FSK-Oberhaupt bespricht die aktuellen Alben-Charts und lädt dazu die Musikkritiker Jens-Christian Rabe von der Süddeutschen Zeitung und Josef Winkler (u.a. Musikexpress) ein.


Wer Meineckes regelmäßige Berliner Show „Plattenspieler“ (siehe auch hier) schon einmal besucht hat, kann sich grob vorstellen, was ihn erwartet: nerdiges, aber barrierenbefreites Reden über Songs, das einerseits aufrichtige Begeisterung zeigt, aber trotzdem auch messerscharf analysiert. Meinecke schafft es wie kaum jemand, Sound in Worte zu fassen, wenn er wie bei einer der letzten Plattenspielershows – ironiefrei und zutreffend! – eine altbayrische Zithergruppe als „funky Stringquartett mit ovalem Sound“ beschreibt oder im aktuellen Top Ten Talk den Klang der neuen Black Sabbath – Platte als „glitschend, gleitend und weniger steifbeinig“ beschreibt.


Der Charme am Top Ten Talk liegt zudem darin, dass durch die plattenkaufende Öffentlichkeit das Programm vorgegeben ist und so zwangsweise Aktualität wie gesellschaftliche Relevanz erlangt: da wird dann eben Matthias Reim neben Bushido thematisiert, während bei seinen Gästen eine Diskussion über das aktuelle Standing von Jay-Z zwischen dem Hip-Hop-Über-Wissen von Rabe und der Gitarrengeilheit von Winkler im besten Sinne zerrieben wird, so dass man Rabe dann auch mal nachsieht, dass er die Pet Shop Boys als Fußballkurven- und Prollsongurheber komplett missversteht – weil als Korrektiv am Ende ja Meinecke bleibt, der im Zweifel eben doch wieder alles richtig einordnet.


Gibt es am Top Ten Talk etwas zu kritisieren, dann nur, dass eine Stunde Spielzeit für drei so gern ins Plaudern kommende Musikwissende zu kurz ist, wenn gleich zehn Künstler besprochen werden sollen. Mehr als einmal denkt man in der aktuellen Sendung: Sprecht doch weiter! Verliert Euch in Euren Gedanken!


Zudem ist es ein gewisses Rätsel, nach welcher Logik der Bayerische Rundfunk diese Sendung programmiert, wann also der Top Ten Talk tatsächlich stattfindet. Immerhin haben sich die Rundfunk-Kollegen auf Bitten des Popblogs entschlossen, die Sendung – mit gekürzten Songs – als Podcast ins Netz zu stellen. Dafür ein herzliches Danke!


Zum Podcast des Top Ten Talk: hier klicken.

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https://blogs.taz.de/popblog/2013/08/02/der-top-ten-talk-mit-thomas-meinecke/

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