vonChristian Ihle 02.10.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Da das Reeperbahnfestival ja in erster Linie von seinem spannenden Booking lebt, wollen wir hier die besten neuen Bands und Künstler vorstellen, die wir in den drei Tagen gesehen haben. Manche davon wurden schon im Vorbericht oder gar in unserer Jahresvorausschau im Januar erwähnt, andere waren auch für uns #Neuland.


Aus Holland stammen Mozes & The Firstborn, die unverschämt catchy Garagen Rock via Weezer-Einflüsse spielen. Gleich zwei Mitglieder in der Band sehen aus wie Jack Black, was auch als Hinweis auf die Rampensau-Qualitäten der Niederländer für sich sprechen dürfte. Um Euch nicht auf Tage hinaus die Ohren zu verstopfen mit dem nichtmehrloszuwerdenden Ohrwurm „I Got Skills“ hier ein Kracher in Modern-Lovers-Manier, „Bloodsucker“:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=3phscL511eE[/youtube]


Nicht ganz die Erwartungen konnte dagegen Landsgenosse Jacco Gardner erfüllen, der fest auf der POP-Seite der Psych-Pop-Welle steht. Ein wenig Eier täten Gardners Songs manchmal gut, derzeit fühlt sich sein Konzert noch wie „Strawberry Fields Forever and Ever and Ever and Ever…“ an. Dennoch, angesichts seiner Jugend und der ungewöhnlichen großen Anerkennung, die er in England und den USA bereits ernten konnte, sollte man Jacco Gardners Weg weiter im Auge behalten


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=_yjlXKliYYA[/youtube]


Ebenfalls jung und eine ziemliche Überraschung war Robert DeLong, der Indiepop-Singer/Songwritertum mit der anything-goes-Attitude der amerikanischen Dancefloor-Bewegung vereint. Postal Service meets EDM auf nem Kindergeburtstag. Aber wie er das in eine Liveshow übersetzt und alle noch so absurden Instrumente selbst spielt, das ist schon beeindruckender als würde er sich, sagen wir mal, einfach riesige Mausohren aufsetzen:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=o8j8w62_1yU[/youtube]


Deutlich ruhiger geht es bei Sivu aus England zu. Sivu heißt eigentlich James Page, entschloss sich aber nach eigenen Worten dazu, das finnische Wort für „Page“ als Künstlernamen zu nutzen, um weniger enttäuschte Zuschauer auf seinen Konzerten zu erleben, die an seiner statt die Led-Zep-Legende Jimmy Page erwarteten:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=_964dqQxQwY[/youtube]






Einer der ganz großen Höhepunkte des Festivals war der Auftritt von Champs in der St. Pauli Kirche. Ihre Songs sind klar einer klassischen Folktradition verhaftet, aber die Instrumentierung ist reicher ohne dabei in Coldplay-isms zu verfallen. Dazu ist die Stimme von Michael Champion (vormals in The Shutes) eine der besten im Königreich.


[vimeo]http://vimeo.com/52604728[/vimeo]


Was man übrigens wirklich nur im Backstage-Raum bei einem Kirchen-Konzert findet:


wasser zu wein


Weniger sakral geht es dagegen bei den Charity Children zu. Ursprünglich aus Neuseeland hat sich das Charity-Children-Pärchen erst nach ihrem Umzug nach Berlin zum Musizieren entschlossen. So spielt man sich seit gut zwei Jahren auf den Straßen und Mauerparks der Hauptstadt die Finger wund, wird nun aber mit einem richtigen Debütalbum belohnt, das viel Freude bereitet:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=oAVtOmhQ5D4[/youtube]


Erwartungsgemäß gut war auch Bretons Auftritt, die sich mit ihrem elektronischen Indierock einfacher Schubladenzuschreibungen entziehen, aber in ihren guten Momenten den besten Sound für das Leben in grauer Städte Mauern uns um die Ohren hauen:


[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=t_tFjQIC63Q[/youtube]

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https://blogs.taz.de/popblog/2013/10/02/reeperbahnfestival-die-entdeckungen/

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kommentare

  • Den Charme dieses Festivals macht aus, was es gleichzeitig nervtötend macht, das Viel, das Viel zu viel. Träumt man sich lächelnd durch die Gassen des Viertel, weil man irgendwo tolle Klänge erhört hat, kommt schon was Neues um die Ecke. Kann ich das alles erfassen, aufnehmen und dann noch verdauen? Bitte Festival, bleib wie Du bist. Schade Herr Ihle, wär ich doch nur in der Kirche gewesen mit Ihnen… So scheint mir was durch die Lappen gegangen zu sein.

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