vonChristian Ihle 07.10.2013

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Die Imitation eines Oktoberfestes bricht in all ihrer systemimmanenten Widerlichkeit über die Halle herein. Harrison Ford ist sichtlich schwerst irritiert, wird aber von Lanz am Arm gepackt und so an der Flucht gehindert.

Lanz macht zum 200. Mal öde Indiana-Jones-Witze. Niemand lacht, besonders Harrison Ford.

Die erste Wette. Wovon wird sie wohl handeln? Bierflaschen, Eiern oder Lastwagen? Diesmal sind die Eier dran.

Lanz stellt sich mit Ford unter einen Regenschirm und macht einen Schwulen-Witz. Niemand lacht. Man kriegt Angst davor, was passieren wird, wenn Sylvester Stallone kommt.

(…)



Der Kandidat schafft zwei Eier statt der versprochenen fünf. Lanz sagt: „Schade. Und da ist es passiert. Wette verloren.“ Lanz putzt Harrison Ford Eier-Spritzer vom Sakko. Ford schaut drein, als ob Lanz in großer Gefahr wäre.

Lanz will wissen, was Harrison Ford auf seinem Anrufbeantworter sagt. Harrison Ford sagt, er wisse es nicht.

Ford bespricht den Anrufbeantworter einer Dagmar aus dem Publikum und sagt statt „Dagmar ist nicht da“ „Dagmar ist nackt da“. Lanz und die Halle finden das unfassbar lustig. Harrison Ford blickt drein, als befände er sich unter Geistesgestörten. Man würde nicht wagen, zu widersprechen.
(…)


Harrison Ford sagt „That was great, I enjoyed that“ und blickt Hilfe suchend um sich. Lanz versucht sich als Gottschalk und macht Witze übers Anfassen. Helene Fischer schmachtet Harrison Ford an, dieser hat sichtlich Angst und murmelt „very nice“.

Fischer und Lanz spotten minutenlang über ihr Bild in der Boulevardpresse, versemmeln aber jede Pointe, das Publikum kennt sich nicht aus. Das Ganze wirkt eitel und zäh. Niemand lacht, weil völlig unklar ist, ob es ernst oder ironisch gemeint war.

Lanz fragt: „Helene, was macht dich zu einer, von der auch Fußballer sagen, die hör ich gerne?“ Fischer gibt die einzig mögliche Antwort: „Das ist eine schwere Frage.“ Lanz fragt: „Helene Fischer, in Jogginghose – gibt’s so was?“ Fischer gibt die keineswegs einzig mögliche Antwort: „Ich bin gerne eine Frau.“

Harrison Ford rückt währenddessen langsam und sehr vorsichtig von Fischer ab, sein Gesicht verrät nackte Panik.
(…)



Lanz sagt zu Ruth-Maria Kubitschek „Ruthilein“. Schweighöfer sagt: „Das muss ich mir merken, Ruthilein.“ Lanz sagt: „Nö ne.“ Ruthileins Ohrring schabt am Mikro. Lanz sagt: „Dein Ohrring klappert.“ Ruth-Maria Kubitschek nimmt den Ohrring ab, Schweighöfer tut so, als ob er den Ohrring anlegen würde. Es vergeht sehr viel Zeit. Der Ohrring schweigt. Gebt dem Ohrring die Show!


Matthias Schweighöfer sagt 100 Mal „Ruthilein“ und schwatzt manisch. Gebt Schweighöfer die Show nicht.
(…)



Mein Sohn sagt: Diese Sendung ist wie ein sehr langer Güterzug. Ich sage: Bitte? Ja, man steht an geschlossenen Bahnschranken, es ist Nacht, und es kommt ein Güterzug, der nie aufhört.“



(Guido Tartarotti erzählt die „Wetten, dass…?“-Sendung vom Samstag für den österreichischen Kurier nach)


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kommentare

  • „Der Talkshow-Moderator mit dem Charme eines Nachrichtensprechers..“ beschreibt Lanz am treffendsten. Als Versicherungsvertreter würde er authentischer wirken, als bei seinen derzeitigen Tätigkeiten und er bekäme den Verdienst, der ihm zustünde. Es ist ärgerlich, das durch die Zwangsgebühr solche „Unterhaltung“ auch noch unterstützt wird. Ach, was solls..

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