Dienstag, 15.10.
Rushmore, ZDFkultur, 21.45
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Der Beginn der Wes-Anderson-Karriere – und bereits hier, bei seinem zweiten Film, war alles da, was man über die Jahre so lieb gewonnen hat: der Nerdismus, Bill Murray, der unbedingte Stilwille, Jason Schwartzman, die skurrile Komik und die scharfen Dialoge. Wer „Moonrise Kingdom“ mochte, wird „Rushmore“ lieben.
Alternative: Blade Runner – The Final Cut, Tele5, 20.15
Die Geschichte von Blade Runner ist auch eine Geschichte des Edit-Rooms, existieren doch in der Zwischenzeit eine ganze handvoll verschiedener Varianten des epochalen (wenngleich damals 1982 im Kino gefloppten) Science-Fiction-Meisterwerks von Ridley Scott. Nerds zählen in der Zwischenzeit acht verschiedene Varianten, hier also Ridley Scotts „endgültige“ Version von 2007.
Mittwoch, 16.10.
Alaska Johansson, ARD, 20.15
Normalerweise machen wir (die Lebenserfahrung, der alte Hund!) einen weiten Bogen um TV-Filme, die fürs deutsche Fernsehen gedreht wurden und halten uns selbst von Tatorten fern, solange nicht Ulrich Tukur und sein Tumor die Hauptrolle spielen. Heute Abend wollen wir aber für „Alaska Johansson“ eine Ausnahme machen und haben gleich vier gute Gründe dafür. Erstens ist Regisseur Achim von Borries eben auch für den Tukur-Tumor-Tatort verantwortlich gewesen, ist zweitens Hauptdarstellerin Alina Levshin seit ihrer großartigen Rolle in Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“ die beste Schauspiel-Newcomerin des Landes und drittens hat sich Kollege Christian Buß nebenan bei Spiegel Online mit Lob überschlagen. Viertens hat er dort seine Kritik noch mit unserem liebsten Folksong von Velvet Underground eingeleitet, so dass wir die Waffen strecken und ARD gucken werden.
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Alternative: Die Akte Pasolini, Arte, 22.45
Doku über einen der bemerkenswertesten Regisseure der europäischen Geschichte. Ein schwuler Kommunist, der zarte wie wilde Filme gedreht hat und unter rätselhaften Umständen erschossen wurde. Am ärgsten im kollektiven Filmgedächtnis verankert ist sein immer noch unübertroffener „Salo – die 120 Tage von Sodom“, der auch nach vier Jahrzehnten der härteste Film der Geschichte bleibt, mag es noch so viele Human Centipedes oder Serbian Films geben. Ein Film, den jeder einmal gesehen haben muss, aber keiner ein zweites Mal sehen will.
Alternative 2: Layer Cake, Kabel1, 22.05
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Es gibt wohl zwei „typisch britische“ Filmgenres: einmal die stolze Klassenkampf-Verliererballade (siehe Ken Loach bis Mike Leigh) und den Gangsterfilm, der seit „The Long Good Friday“ und vor allem „Get Carter“ in Großbritannien so hoch geschätzt wird wie nirgendwo sonst. In dieser Tradition sieht sich auch „Layer Cake“, gut besetzt mit Daniel Craig (Bond) und Tom Hardy (Bronson)
Donnerstag, 17.10.
Guilty Of Romance, arte, 0.50
Einerseits schön, dass Arte Shion Sonos völlig verrückte Giallo-Variation über die japanische Gesellschaft, Dominanz und Selbstbestimmung überhaupt zeigt, ist „Guilty Of Romance“ doch für Fernsehverhältnisse mehr als verstörend, freizügig und grausam, aber eigentlich ist Shion Sonos bester Film doch fehlplatziert in der Trash-Reihe! Das unterschätzt die Breite von Sonos Ansatz und seine Attitude. Der wohl bemerkenswerteste Film, der in dieser Woche im Fernsehen kommt. Aber, Achtung, sowohl von Struktur als auch Inhalt und Darstellung nicht leicht verdaulich oder gar zugänglich (aber bei uns in den Jahres-Top-Ten auf Platz 4).
Alternative: Attenberg, WDR, 23.30
Nicht ganz so gut wie der bemerkenswerte „Dogtooth“, aber ebenfalls ein formidables Beispiel für das blühende griechische Arthouse-Kino. Attenberg-Regisseurin Athina Tsangari und vor allem Dogtooth-Mann Giorgos Lanthimos sind die neue Avantgarde, die das etwas verstaubte Kunstkino von Theodoros Angelopoulos alt aussehen lassen.
Freitag, 18.10.
13 Semester, EinsFestival, 20.15 Uhr
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Ein überraschend gelungener Studentenfilm, der sich nicht in American-Pie-Niederungen begibt, sondern bei aller Komik recht *real* vom Uni-Leben erzählt und dabei noch mit einem guten Soundtrack (u.a. Atomic) aufweist. Eine positive Überraschung.
Samstag, 19.10.
Deadlock, ZDFkultur, 23.00
Eine (leicht vergessene) Legende des wilden counter culture Films der 70er. Roland Klicks Gangsterfilm von 1970 glänzt mit einem Can-Soundtrack und ist als eines der wenigen gelungenen Beispiele von hiesigem Grindhouse-Kino zu sehen.
Alternative: Lemmy, Arte, 21.40
Das Leben von Mr Motörhead als Doku. Der personifizierte Rocknroll mit seinem schneller, härter, weiter, immer weiter – Lifestyle sollte wahrlich ein hervorragendes Sujet für eineinhalb Stunden Film sein!
Sonntag, 20.10.
Belle De Jour, 3sat, 23.35
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Der vielleicht beste Bunuel-Film aus seiner zweiten europäischen Phase. Verstörend blickt Bunuel auf die bürgerliche Gesellschaft und thematisiert Fragen nach Macht und Unterwerfung. Beklemmend gut, mit einer hervorragenden Catherine Deneuve.
Alternative: Die Tür, ARD, 0.40
Ein deutscher Mystery-Thriller, gut besetzt mit Mads Mikkelsen (Casino Royale), Heike Makatsch und Jessica Schwarz. Kann aber leider die anfangs erzeugten Erwartungen nicht ganz erfüllen und bewegt sich letzten Endes auf durchschnittlichem Niveau.
Montag, 21.10.
Wenn die Gondeln Trauer tragen, Arte, 20.15 Uhr
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Nicolas Roegs „Don’t Look Now“ (so der erheblich passendere Originaltitel, der zudem nicht wie eine Rosamunde-Pilcher-Tragödie klingt) ist in visueller Hinsicht ein Meilenstein des Kinos. Viel gerühmt ist die Schnitt-Technik bei der Sexszene von Donald Sutherland und Julie Christie, beeindruckend seine Kamerafahrten durch ein Venedig, das Gothic Horror schreit! Das Wunderbare daran: alle Taschenspieler-Tricks, Kameraeinstellungen und Gimmicks stehen im Dienst des Films, verstärken die Atmosphäre und machen „Don’t Look Now“ zu einem immer noch atemberaubenden Psychothriller.
Alternative: 8 Frauen, MDR, 22.50 Uhr
Francois Ozons Parade der französischen Haute-Volée des Schauspielerinnen-Wesens (Deneuve, Ardant, Ledoyen, Huppert, Béart etc pp) ist ein köstlicher Spaß.
Dienstag, 22.10.
Der Fall Chodorkowski, B3, 22.45
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Der Milliardär Mikhail Chodorkowski ist Besitzer der russischen Ölfirma Yukos und der reichste Unter-40-Jährige der Welt. Doch als in Russland Putin an die Macht gelangt, wird Chodorkowski verhaftet und in ein sibirisches Gefängnis gesteckt. Die Vorwürfe lauten auf Steuerhinterziehung, doch Beobachter können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich um einen politischen Akt handelt. Dieser Verdacht wird durch ein neuerliches Urteil Ende 2010 bestätigt, als Chodorkowski nach Verbüßen der ersten sieben Jahre zu weiteren sechs Jahren Haft verurteilt wird. Der deutsch-russische Regisseur Cyril Tuschi zeichnet den Fall nach, holt Interviews ein und versucht die Hintergründe der Verurteilung zu erhellen. Zwei Stunden feinster Politthriller, der von der ersten bis zur letzten Minute fesselt.
Alternative: Troll Hunter, RTLnitro, 21.50 Uhr
Nein, leider kein Film über Spiegel-Online-„Foristen“, aber eine charmante Fake-Doku aus Norwegen, die von der Jagd auf Trolls, mythische Wesen aus dem ewigen Eis, erzählt. „Blair Witch Project“ mit Augenzwinkern.
vielen Dank.
Und ja, gerade auf nächtlichen Sendeplätzen laufen wirklich tolle Filme. Festplattenrecorder und/oder Mediatheken sind ein Segen!