„Ein bisschen müssen einem dieser Bushido und seine Crew fast sogar leid tun, zumindest nach den auch hier geltenden Regeln der vor allem Groupie-relevanten ersten Reihe bei Popkonzerten: Wenn betont männlich auftretende Musiker, die in ihren Songs gern darüber rappen, dass sie möglichst junge Frauen möglichst anal penetrieren, eine erste Reihe vor sich haben, die überwiegend aus äußerst unansehnlichen mitgrölenden Halbstarken besteht – darf man das ausgleichende Gerechtigkeit nennen?
(…) Vorn auf der Bühne stehen Bushido und sein wie immer bestens frisierter aktueller Protegé Shindy. „Guter Freund, no homo, verstehste!“. Auf diese Klarstellung legt Bushido denn doch besonders Wert. Im Sommer sorgten sie mit dem inzwischen indizierten homophoben Gewaltfantasie-Song „Stress ohne Grund“ für einen sauber geplanten Skandal.
Zwei Rapper und ein DJ: Das ist das klassische HipHop-Oldschool-Modell, das heutzutage auch noch den Vorteil hat, auf Tour nicht besonders teuer zu kommen. Bei Bushido aber wirkt selbst das nur wie eine Inszenierung für das von HipHop-Kultur gänzlich unbeleckte Publikum in seinen Bench- und Hollister-Klamotten. Gute Rapper sind die beiden ohnehin nicht, weder als Texter noch als Präsentatoren ihrer jede Sprachraffinesse strikt meidenden Billig-Reime. Auch der „DJ“ hat wenig anderes zu tun, als die Playbacks abzuspielen und gelegentlich mal ein Scratching einzustreuen. Sogar der als Geschäftsgrundlage fungierende „Ghetto Gangsta“-Habitus spielt keine Rolle. Warum bei diesem Konzert Presse offiziell unerwünscht ist, kann man absolut nachvollziehen.
„Panamera Flow“ ist nach knapp zwei zähen Stunden mit ermüdend vielen Zwischenansagen der Höhepunkt der Show, die letzte Zugabe. Es ist eine sinnentleerte Statussymbol-Aufzählung, mit der man sonst vielleicht 13-Jährige beeindrucken kann. Von denen ist kaum einer hier, der Jubel im Kohlrabizirkus ist trotzdem groß. Gottseidank, möchte man fast sagen, fahren die gleich alle wieder weg. So, wie Bushido auch.“
(Jörg Augsburg in der Leipziger Volkszeitung über Bushidos Konzert im dortigen Kohlrabizirkus)
Mit Dank an Hendrik!
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(Fast) noch besser als dieser Artikel: Die Kommentare der Bushido-Fans, die ihn bestätigen.