1. Der Film in einem Satz:
„Schlichte Wahrheiten, schlicht verpackt.“
2. Darum geht‘s:
Deutschlands berühmtestes Büro zieht um ins Kino. Nach fünf, stetig erfolgreicher werdenden Staffeln auf Pro7 ist die Serie um Christoph Maria Herbsts „Stromberg“ nun dank Filmfördergelder und Crowdfunding (1 Million Euro war den Fans der Kinofilm wert!) auf der großen Leinwand zu sehen.
Ich selbst war beim Thema Stromberg schon immer ein wenig hin- und hergerissen, steht doch einerseits außer Frage, dass für eine deutsche Fernsehserie – oder gar ein deutsches Comedy-Format! – Autor Husmann und Hauptdarsteller Herbst überdurchschnittliches leisten und sich Meilen von allen Gaby-Köster- und Cindy-aus-Marzahn-Vehikeln absetzen.
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Kennt man aber andererseits das britische Original, Ricky Gervais‘ „The Office“, dann sieht man auch sehr deutlich, was der deutschen Interpretation fehlt: einerseits die Subtilität, also die Fähigkeit den Vorschlaghammer auch mal in der Ecke stehen zu lassen und der Leere ihren Raum zu geben und andererseits vor allem die schmerzhafte Härte, die Ricky Gervais in seinem Original als David Brent erreicht, die, man kann es nicht anders sagen, zu Herzen geht und das Lachen erstickt.
Doch zurück nach Deutschland: Stromberg-Erfinder Ralf Husmann nutzt den Kino-Ausflug dazu, auch seine Bürogemeinschaft auf die Reise zu schicken. Statt 90 Minuten in engen Räumen zu verharren, fahren Stromberg & Co auf eine Firmenfeier in ein Hotel. Sicherlich eine gute Idee, die Beschränktheiten einer Fernsehproduktion auch auf diese Weise aufzubrechen und den weiten Weg, den die Serie zurückgelegt hat, zu verdeutlichen.
Von diesem Griff profitiert der Film zunächst, ist doch vor allem die Gefahr gebannt, einfach drei halbstündige Sitcoms aneinander zu reihen – aber dennoch ist das Grundmittel des Stromberg’schen Witzes, nämlich das politisch unkorrekte Aphorismendreschen, die verdrehten Kalendersprüchlein, auf eineinhalb Stunden schwer zu ertragen. Man kann eben nur circa hundert Mal über eine „Männer sind wie Facebook …“, „X ist wie Y, nur…“ – Variation lachen bevor man ermüdet.
Der letzte Akt bricht dann recht plötzlich mit dem Stromberg, wie man ihn bisher kannte, und wird zu einer Affirmation (oder Parodie?) der Occupy-Bewegung, die doch überrascht – aber so sehr man den Wagemut, diese Figur so völlig anders zu entwickeln, auch zunächst schätzt, wird die Pointendichte nicht gerade höher, gestaltet sich der Abschied beinah ein wenig rührselig.
3. Der beste Moment:
In den Schlußcredits steigt Drehbuchautor Husmann in sein Auto und spricht – anerkennend Ricky Gervais‘ Original zunickend – in die Kamera: „Der Stromberg ist eben ein richtiger Deutscher. Sowas könnte man sich in England zum Beispiel gar nicht vorstellen.“
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Nun ja, Stromberg-Fans eben, für die die Kinoversion sicher eine nette Ergänzung ist.
Wer bisher sich nicht für Stromberg begeistert hat, wird es auch außerhalb der Sitcom-Struktur nicht machen, zu wenig ändert sich das Grundprinzip des Witzes, ja, wird die Schwäche durch die ewige Wiederholung eher deutlicher.
* Regie: Arne Feldhusen
* imdb