vonChristian Ihle 25.02.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Matussek – ein Fehler der Natur?

In der Welt bestand er darauf, homosexuelle Liebe sei „eine defizitäre, weil sie ohne Kinder bleibt“, im European legte er nach, Homosexualität sei „ein Fehler der Natur“, und auf eine Kritik daran von Stefan Niggemeier reagierte er am Montag mit einem derart bizarren Verbalamoklauf („Niggi, aufgeschwemmter Mausepaul“) samt hochnotpeinlicher Selbstbeweihräucherung, dass man sich fragt, ob denn da wirklich niemand ist, der dem Mann helfen kann.

(…)

Es ist der alte Vulgärdarwinismus, der hier aus der Schublade gekramt wird, das „survival of the fittest“ für Leute, die nicht fit genug sind, diese ja nun auch schon wieder über 150 Jahre alte Theorie wenigstens in ihren Grundzügen zu durchdringen. Wenn wir schon über Sex reden, dann bleiben wir doch am besten bei einem Beispiel, das in Matusseks Kohorte auch immer gerne genommen wird: Bienen.

99,9 % der Mitglieder eines Bienenvolkes kümmern sich einen Dreck um die eigene Fortpflanzung, überlassen das lieber der Königin und machen ansonsten, was Schwule im Universum von Matussek vermutlich auch immer so machen: ein bisschen das Haus schön halten, an Blümchen schnuppern und viel herumsumsen. Es geht also, kurz gesagt, beim Arterhalt mitnichten um die Fortpflanzung des Individuums, sondern um die genetische Fitness der ganzen Population.

(…)

Gerade bei höher entwickelten Spezies, vom Wal über den Makaken bis zum Bonobo, gilt aber wohl vor allem eines: Ihnen macht homosexueller Sex einfach Spaß. Ganz offensichtlich trägt es positiv zum Wohlbefinden und damit zur Gesundheit sowie zum Sozialgefüge bei, auch mal den gleichgeschlechtlichen Besucher zu penetrieren oder sich von der Nachbarin die Schwimmflosse in die Muschi schieben zu lassen.

Vielleicht ist es ja einfach das, was Matussek fehlt. Womöglich müsste sich nur ein Geschlechtsgenosse erbarmen und den Mann mal ordentlich rannehmen, so ganz im Sinne der Natur. Ein bisschen Spannungsabbau, ein bisschen Vergnügen, ein bisschen Einordnung in die soziale Gruppe. Vielleicht müsste er dann nicht mehr derart strunzdumme Texte schreiben und dafür eine so faszinierende Wissenschaft wie die Biologie missbrauchen.“



(Heiko Werning antwortet in der TAZ auf Matthias Matusseks Text zu Stefan Niggemeier)



Für eine dezidierte Auseinandersetzung mit dem Matussek-Text bietet sich übrigens auch diese Aufarbeitung an: „Matthias Matussek schlägt spontan auf einen Schwulen ein“.



Weiterlesen:
* Der Text von Matussek über Niggemeier
* Eine Schmähkritik über ein Buch von Matthias Matussek


Schmähkritik-Archiv:
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (1): Musiker, Bands und Literaten
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (2): Sport, Kunst, Film und Fernsehen

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https://blogs.taz.de/popblog/2014/02/25/schmahkritik-564-mathias-mattusek/

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kommentare

  • Also ehrlich gesagt, diesen ganzen Matussek-Quatsch hier unter „Schmähkritik“ abzubilden, finde ich irgendwie ungelungen.

    Gestern Matussek selbst, heute dann, wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen in Bezug auf Ausgewogenheit, die Werning-Replik, die man ohnehin auf taz-online lesen kann. Ich finde, es überdehnt diesen Blog etwas in seinem Qualitätsanspruch, etwas Besonderes zu bieten, jenseits aktueller Diskursnervositäten.

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