vonChristian Ihle 05.03.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Bruce Springsteen kann doch nur lieben, wer sozialpolitisch naiv und musikalisch geschmacklos ist. Schon wieder ein neues Album: Wann nimmt dieses Genöle denn ein Ende?

Bruce Springsteen hat ein neues Album gemacht, High Hopes heißt es und ist so überraschend wie ein Langlaufurlaub. Dass die Platte ein Sammelsurium aus Coverversionen, aufpolierten Antiquitäten und Liegengebliebenem ist, muss man gar nicht wissen, man hört es gleich. So unverkennbar wie unerträglich ist hier derjenige am Werk, den sie aus unerfindlichen Gründen den Boss nennen.

Ein Springsteen-Fan ist treu und reibt sich angesichts dieses öligen Gestöhnes wohlig den Schmerbauch. Ehrliche Arbeit! Schweiß! Vier-vier-tel-takt! Ja! Aus den Lautsprechern fließt seit jeher ein Kleister, den selbst die teuren Boxen im zielgruppengerechten SUV nicht zum Guten filtern können. Musikalisch mit einem Fuß in der Steinzeit und dem anderen in einer überdimensionierten Mehrzweckhalle, wie Abzählreime aufs Mitgrölen hinkomponiert. „One two three four“ und dann alle zusammen und ganz laut! Akustisches Käsefondue.

Alles scheppert und ächzt, und wenn mal nicht ein überkandidelter Gospelchor oder ein gestauchtes Saxofon den Gehörgang verkleben, dann ist es neuerdings die Gitarre von Tom Morello. Ja, dem Tom Morello, der einst mit den Wutbürgern von Rage Against The Machine an amerikanischen Flaggen zündelte. Er unterlegt Springsteens käsiges Genörgel nun mit einem Brett aus wurstigen Mackersoli. (…)

Wieder und wieder kocht er sein Süppchen auf. Er ist ein bedingungsloser Sozialromantiker, die Rauhfasertapete unter den Stadionrockern – so verlässlich wie das alljährliche Dinner For One oder die State of the Union Address seines Buddies Barack Obama. Daran anschließen kann jeder, dessen Musikgeschmack nur ausreichend ruiniert ist. Und das sind viele. Die im Bibelschmalz getränkten Fahneneide sind simpel mitzuschwören. Gewerkschafter, Einwanderer, Demokraten, Volker Kauder, Tea-Party-Trottel, alle dürfen mitmachen, im Springsteen-T-Shirt (mit amerikanischer Flagge, klar) werden sie sich alle irgendwann im Nirvana treffen.


(Jan Kühnemund in der ZEIT)



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kommentare

  • Das ist der niveauloseste und respektloseste Kommentar den ich je von einem öffentlichen Blatt gelesen habe. Shame on you!

  • mich würde indresieren was herr künhnemund in seinem leben mit den eigenen händen gemacht hat .kretik finde ich persönlich nicht die schlechteste art sich mit zuteilen. wer aber so vom riemen zieht der soll sich mal auf die bühne stellen und soviele menschen in so eine gefühlsbewegung versetzen.vielleicht darf er ja bei bruce springsteen auf der bühne sein können an einem intrument zeigen ,bruce springsteen denke ich ist für so einen spaß zu haben.dann sollten doch mal die herrn von der zeit eine anfrage stellen ,damit herr kühnemund sein können unter beweis stellen kann ich glaube das die band in der lage ist die musiknoten von herr kühnemund zu spielen.nun mal los lieber herr kühnemund und liebe zeit chefs,das nächste koncert steht vor der tür da möchte ich herr kühnemund auf der bühne sehen LG

  • Niveaulos, ungebildet und intolerant! Die Zeit verliert :-((
    Was soll diese Hetze? Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten!
    Herrn Kühnemanns stillose Schmähkritik halte ich Anbetracht wirklich wichtiger Themen für überflüssig!
    Menschen mit solchen Fähigkeiten braucht die Welt nicht!
    Anke Posch

  • Der Typ hat doch echt nicht alle Latten am Zaun. Schon aus diesem Grund würde ich die Zeitung meiden. SCHMIERFINK !!!

  • O.k., sprachlich schön gemacht von Jan Kühnemund, er hat ja dann im ZEIT-Online-Forum auch die erwartbaren Reaktionen erzielt.

    Musikalisch, na ja, weiß nicht, ich habe die Springsteen-Begeisterung zwar nie verstanden, andererseits ist ihm zumindest für die 70er-Jahre eine gewisse künstlerische Relevanz wohl nicht abzusprechen. Lou Reed, Patti Smith und andere hätten nicht mit ihm gearbeitet, wenn er ein Schmock wäre.

    Politisch unterliegt Kühnemund, denke ich, einem fundamentalen Missverständnis, wenn er die hiesige politische Diskursagenda auf die USA abbilden will und damit die Einstellungsmuster dieses eigentümlichen linksliberalen US-Symbolpatriotismus, begründet in der dortigen left-right-Systematik, nicht nachvollziehen kann.

  • Hat der Auto je richtig auf die Texte gehört? NAja,wer für DIE ZEIT schreibt schreibt ja für die Gruppe von Lesern,gegen die der Boss Kritik übt !
    Bitte mal RICHTIG auf die Texte hören !

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