vonChristian Ihle 31.03.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:


Die beiden großen „S“ des koreanischen Arthouse-Kinos: Schweigen und Schwanzab.


2. Darum geht‘s:


Gute Frage! Grob geschätzt um eine Familie, Ehebruch, Rache, mentale Probleme und Sex.
Der dialogfreie Film beginnt damit, dass eine Mutter daran scheitert, ihrem Ehemann den Penis abzuschneiden und stattdessen ihren circa 17jährigen Sohn entmannt. Der Vater, von Schuldgefühlen geplagt, will mit einer Penistransplantation das Leben seines Sohnes wieder bereichern, doch, ach, bei Penistransplantationen ist keine Erektion mehr möglich, wenn Spender und Empfänger nicht das gleiche Alter haben.
Deshalb geht die Suche nach einem passenden Penis weiter und ein mit dem Sohn gleichaltriger Vergewaltiger wird als nächstes entmannt – leider ist auch diese Episode nicht zielführend, flutscht doch im auf die Entmannung folgenden Geraufe der frisch abgeschnittene Penis auf die Straße, wo er von einem LKW zermatscht wird. Wie gewonnen, so zerronnen!


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=_cy_QEcN3Q8[/youtube]


Kim Ki-Duks sehr seltsamer Film „Moebius, die Lust, das Messer “ ist wie die Essenz seiner Filmographie oder auch ein an Selbstparodie grenzendes Beispiel für Weirdo-Arthouse-Kino. Einerseits ist Kim Ki-Duk wie gehabt ein großer Formalist, der seinem Film maximale Strenge auferlegt und beispielsweise auf jedes gesprochene Wort verzichtet. Andererseits sind manche Szenen in ihrer exzessiven Absurdität schon (unfreiwillig? wer weiß das schon!?) komisch. Die Rauf-Szene um den Penis mit abschließendem LKW-Einsatz kann hier exemplarisch genannt werden.

Auf eine bizarre Art ist „Möbius…“ unterhaltsamer als die sonst gerne sehr, sehr schwermütigen Kim Ki-Duk – Filme wie der fürchterlich traurige „Pieta“. Trotzdem sprechen wir hier von einem Film, der auf Dialoge verzichtet und sein randständiges Thema mit einer beängstigenden Konsequenz verfolgt. Also weder für Zartbesaitete noch für Gore-Hounds.



3. Der beste Moment:


Sagen wir es so: der Moment, an den man sich am längsten, nun ja, erinnern wird, ist sicher die Raufszene nach Entmannung mit anschließendem Penis-Totalschaden.


4. Diese Menschen mögen diesen Film:


Wer findet, dass in Lars von Triers „Antichrist“ einfach zuviel gequatscht wird.


* Regie: Kim Ki-Duk
* imdb

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https://blogs.taz.de/popblog/2014/03/31/moebius-die-lust-das-messer-regie-kim-ki-duk/

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kommentare

  • Geniale Kritik!!! Bravo…

    Und dies obwohl ich ein richtiger Kim-Ki-Duk-Fan bin, aber Ihr Kommentar bringt seine Obsessionen auf den Punkt 🙂

    @roland: Gute Frage. Es gibt noch den belgischen?/französischen? Comics-Zeichner.

  • Welchen Bedeutungshintergrund hat denn hier der Begriff „Moebius“? Ich kannte das bisher nur als etwas merkwürdigen deutschen Nachnamen sowie von den deutschen Art-Rockern Moebius/Roedelius und ihrer Kooperation mit Eno auf den Alben „CLUSTER & ENO“ und „AFTER THE HEAT“. Sehr hörenswert übrigens, Anspieltip: „Broken Head“.

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