Im Rahmen der Hysterie um den zwanzigsten Todestag von Kurt Cobain ist mir ein lange verdrängtes Ärgernis wieder eingefallen: das „MTV Unplugged“-Album von Nirvana.
Warum wird eine Platte ohne neues Songmaterial wie Nirvanas MTV Unplugged Album mit so einer Aufmerksamkeit bedacht? Nicht selten bekommt man den Eindruck, dass hinter „Nevermind“ das „MTV Unplugged“ – Album sogar das zweitwichtigste im Nirvana-Ouevre wäre, auch wenn sich mancher dann doch noch erbarmt, das Schwierige und Gegendenstrichgebürstete von „In Utero“ anerkennend zu erwähnen.
Dabei ist MTV Unplugged doch ein sehr seltsamer Move im Rahmen der gut überlieferten Anti-Fame-Attitude von Cobain gewesen. Klar, Nirvana spielen kein „Smells Like Teen Spirit“ und die Wahl der gecoverten Songs reicht von eher obskurem Bowie-Material („The Man Who Sold The World“) über Indie-Pop-Heroen The Vaselines („Jesus Doesn’t Want Me for a Sunbeam“) zu Lead Bellys Folk-Klassiker „Where Did You Sleep Last Night“, also tendeziell randständigem Material.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=a6yCEsDsGx4[/youtube]
Aber dennoch wirkt die Setlist eher wie eine Konzession, um sich nicht den totalen Ausverkauf sich anrechnen lassen zu müssen. Denn: was ist ein MTV Unplugged – Album anderes als Nirvanas Songs coffetable-tauglich zu machen? Sie in verträglichen Dosen dem Mainstream, der egalen Masse zuzuführen?
Das Ziel des „Unplugged“-Albums, zumindest von Plattenfirmenseite, war, dass man nun auch den „normalen Radiohörern“ ein Nirvana-Album verkaufen konnte. „Unplugged“ ist das Nirvana-Album für jene, die „Nevermind“ zu krachig und „In Utero“ natürlich zu verstörend fanden. Es ist doch auch viel „schöner“ als In Utero! Und hier liegt auch das Problem an der recht elitistischen Coversongs-Auswahl: dieses Publikum interessiert es dann auch nicht, ob Leadbelly oder die Vaselines hinter dem einen oder anderen Song stehen.
Und am Ende bleibt die Musik: die Songs sind einfach öde. Ein schönes Beispiel ist der durchaus sehr lustige folgende Zusammenschnitt, in dem Kindern von heute Nirvana-Videoclips vorgespielt werden. Wo hat das vermaledeite „About A Girl“ denn hier eine Kraft und ein Verstörungspotential wie das zuvor gezeigte „Heart Shaped Box“?
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=DGPbHUZQ-VE[/youtube]
Und selbst wenn man nicht Akustik-Äpfel mit E-Gitarren-Birnen vergleichen will: wenn Nirvana aus sich selbst heraus mehr oder minder unplugged waren, also auf ihren Alben Folk-Songs wie „Polly“ oder „All Apologies“ integrierten, waren sie um so viel besser als alles, was im fürs MTV Publikum heruntergedimmten Unplugged-Umfeld geschah.
Wenn man Nirvana schon verehrt, dann bitte wegen „In Utero“ oder meinetwegen „Nevermind“, aber behandelt doch das Formatfernsehen-Livealbum nicht wie eine Niederkunft des Messias mit Gitarre!
lausiger kommentar. da war einer einfach saugelangweilt davon, dass nirvana nicht ihre größten hits performt haben, sondern einfach mal was anderes wollten (da kurt die meissten singles eh zum halse raus hingen finde ich es super und total offen und ehrlich von ihm zu sagen, er kann auch andere lieder singen…mit den anderen jungs zusammen)