vonChristian Ihle 15.07.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

“Zehnfach weichgekochten Filterhouse, Synthie-Pop, superkäsigen R’n’B, Größtraumdisco-House, Eurodance, Früh-90er HipHouse und nur die allerklischeehaftesten Cartoon-Vorstellungen von HipHop hat er zur endgültigen Leere verschmolzen. Musik, die nur mehr aus Signifiern besteht und mehr meta ist als die Werbe-Jingle/Shopping-Mall-Soundtrack/Klingelton-Moderne-Welt-Kommentar-Musiken von Oneohtrix Point Never und James Ferraro. Als ein Highlight des Sets darf in diesem Zusammenhang der Song “Boom Boom Boom (Let Me Hear You Say Eyo)” der Outhere Brothers gelten. How far can you go?

(…) Bei einer Performance von Steve Aoki – bei der sich die Frage, ob hier jemand noch tatsächlich “auflegt” oder bloß eine vorgefertigte Collage abgefeuert wird, freilich gar nicht mehr stellt – ist alles lieb und bunt und Comicwelt. Es gab den symptomatischen Song “Alive” von Empire Of The Sun zu hören. Loving every minute ’cause you make me feel so alive, alive. Es gab ein von Aoki gemeinsam mit der Gruppe Linkin Park produziertes Lied zu hören. Steve Aoki hat mit Linkin Park ein Lied gemacht. Nach der Verdauung dieser Erkenntnis weiß man eigentlich alles.

Steve Aoki hat Menschen, die derlei Musik für gewöhnlich nicht aus 100 Metern Entfernung mit dem elektronischen Greifarm anfassen, das pompöseste Nichts, mit dem Parfum des Coolen und Wilden und Undergroundigen bestäubt, als begehrlich verkauft. Musik, die sich übrigens von der des ewig als Feindbild ausgeschilderten David Guetta sehr oft nur um zwei Milimeter unterscheidet. Steve Aoki warf, wie bei seinen Auftritten üblich, Torten ins Publikum. Das muss man sich vielleicht auch einmal kurz überlegen: Steve Aoki wirft Torten in sein Publikum. Steve Aoki ist sein eigenes Logo. Es war eine große Party, angesichts derer jeglicher Zynismus versagen musste. Das haben sich die Jugendlichen selbst aufgebaut.”



(Philipp L’Heritier bei fm4)



Schmähkritik-Archiv:
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (1): Musiker, Bands und Literaten
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (2): Sport, Kunst, Film und Fernsehen

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2014/07/15/schmahkritik-577-steve-aoki/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert