vonChristian Ihle 13.11.2014

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Zwei Jahrzehnte sind für eine Band eine Menge Holz. Erst recht, wenn man Noiserock spielt und nebenbei auch noch ein Plattenlabel betreibt. Wir haben uns mit Bernd Korschewski anlässlich des 20. Jahrestags der Band Potato Fritz unterhalten – am Samstag findet übrigens gemeinsam mit den ebenfalls sehr empfehlenswerten OIRO (deren Schaffen gerne als Punk bezeichnet wird, aber wirklich gut ist.“) und Tschilp ein Jubiläumskonzert in Hamburg statt!


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=Zh_OTzEHR3g[/youtube]

20 Jahre Potato Fritz ohne einen einzigen Besetzungswechsel – wie schafft man’s so lang mit der eigenen Band weiter zu machen?


Einerseits waren räumliche Veränderungen immer nur von relativ kurzer Dauer, anderseits gab es nie die oft zitierten „musikalische Differenzen“. Entscheidend ist aber vermutlich, dass wir es alle nie „wissen wollten“, so musikgeschäft-mäßig und somit gabs es da keinen Streitpunkt. Möglicherweise macht es auch einfach nur allen Spaß?


Du bist ja zudem auch noch Chef des Fidel Bastro Labels und Drummer bei Boy Division. Wie kam hier eigentlich eines zum anderen?


Ich hab vor Fidel Bastro ja auch schon ein Tapelabel gemacht – und da auch schon eigene Sachen veröffentlicht. Dann war irgendwann der Fidel-Start und nachdem auch unsere Hrubesch Youth Platten da erschienen sind, war es auch nur logisch, die Potato-Fritz- und Boy-Division-Records da zu machen. Und wie eins zum anderen kam… wie so etwas eben passiert.
Bei Boy Division war schon am Gründungsabend klar, dass ich mal trommeln wollte, nachdem ich sonst immer eher Gtarren benutze. Das eine wäre aber auch ohne das andere passiert. Oder auch in anderer Reihenfolge, es gibt da keine wirklichen Zusammenhänge


Aus Berlin-Perspektive wirkt ja Hamburg, zumindest was die Gitarren-Szene angeht, viel mehr wie ein verschworener Kreis, mehr wie eine richtige Szene. Ist das eigentlich wirklich so oder hängen in Hamburg nur alle immer an den gleichen Orten herum?



Schwer zu beantworten. Zu Zeiten von „Karmers Tanzcafe“ trafen sich schon immer viele MusikerInnen am tresen, guckten oder spielten dort ihre Konzerte. Da entstand auch Boy Division, da haben wir am Ruhetag die eine Hrubesch Youth – Platte aufgenommen, die ersten Potato Fitz -Proben und -Gigs gehabt. Solche Läden sind natürlich Gold wert, sterben ja aber schon seit langer Zeit aus… das Rumhängen und Ausgehverhalten nahezu aller Leute, die ich kenne hat sich ja auch massiv geändert – vielleicht auch altersbedingt?


Gibt’s aktuelle oder neue Bands, in denen ihr verwandte Anlagen / Referenzen entdeckt?


In Hamburg oder überhaupt? Ist aber generell schwer zu beantworten…ich hab gerade die Single von Mosquito Ego aus Stuttgart bekommen, ziemlicher Hammer. Aber keine Ahnung, ob es da verwandte Anlagen oder ähnliches gibt….


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=m-b5386ggEQ[/youtube]


Wir waren mit Potato Fritz jedenfalls nie daran interessiert, uns selbst groß zu labern und irgendwo „cool“ wegzukommen, was ja ein gängiger Ansatz ist. Vielmehr war damals wie heute wichtig, Eintritts-, Merch und Plattenpreise „verbraucherfreundlich“ zu gestalten und Songs zu machen, die wir gut finden

Stimmt es eigentlich, dass Du grundsätzlich Eure Konzerttermine so planst, damit Du auch ja kein HSV-Spiel im Stadion verpassen würdest?


Irgendwie nahm das mal eine solche Dynamik an…


Und ist das bisher auch immer gelungen?


Nein, irgendwann war Schluss. zunächst hatte ich wegen Potato Fritz – Support für Wedding Present ein Europacup-Spiel gegen Amsterdam verpasst und nachdem der „Bann“ gebrochen war, habe ich auch im Stadion bei den Spielen gegen Stuttgart (zeitgleich: Boy Division in Wien) und gegen Leverkusen (zeitgleich: Boy Division beim Orange Blossom Festival in Beverungen) gefehlt.





Nach 20 Jahren Potato Fritz muss ich dann doch auch mal die eine Frage stellen: warum habt ihr Euch eigentlich nach dem Western mit Paul Breitner benannt? Jemals was mit Breitner am Hut gehabt?
Zum einen, weil der Film so sagenhaft trashig ist und zum anderen weil der Typ, der eigentlich singen sollte, eine Frisur hatte wie breitner zu der Potato-Fritz-Zeit. Am Gründungsabend der Band war er noch sehr begeistert von der Bandidee, zu einer Probe hat er es allerdings nie geschafft – und ist lieber zum Konzert der Punkband „Viererkette“ gegangen, denen wir dann aber im Gegenzug den Gitarristen ausgespannt haben. Ich glaube, der Bandname ist ebenso von unserem Trommler ErrJott wie die meisten Tonträgertitel „erdacht“.


[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=f8bt00eMXIc[/youtube]


Konzert:

potatogig


Hamburg, Westwerk

Samstag, 15. November 2014, 21 Uhr
6 Euro (10 Euro inklusive Potato-Fritz-»best-of«-CD)

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