vonChristian Ihle 27.01.2015

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Da ich kürzlich die atemberaubende Dokumentation „Lektionen in Finsternis“ (Lessons Of Darkness) von Werner Herzog gesehen habe, bin ich über Herzogs Manifest zum Prinzip „Wahrheit im Film“ gestoßen. Für „Lektionen in Finsternis“ begibt sich Herzog 1992 in das vom ersten Golfkrieg zerstörte Kuwait und es wäre falsch, diesen Film eine Dokumentation zu nennen, nur weil er sich der Mittel des Dokumentarfilms bedient. Vielmehr sind Herzogs Lektionen in Finsternis ein Essay über das Unaussprechliche, die Zerstörung der Welt und eine, man kann es nicht anders sagen, bizarre Schönheit in all dem.

Herzog findet Bilder, die man so noch nie im Kino gesehen hat und die jedem Regisseur, der einen postapokalyptischen Film plant, als Messlatte vorgesetzt werden müssten. Und in diesen Bildern liegt eine Wahrheit, die über die dokumentarische Schilderung eines Zustands hinausgeht. Es ist die „ecstatic truth“, die Herzog anstrebt und die sich von einer „Wahrheit der Buchhalter“* abhebt, die nur aufzeichnen, was geschieht.

[vimeo]http://vimeo.com/14958024[/vimeo]


Wie immer verliert Herzog aber weder beim Filmen des Unerträglichen noch beim Formulieren eines Manifests seinen Humor. Bei Herzog kann ein Manifest mit dem Satz „Life in the oceans must be sheer hell. A vast, merciless hell of permanent and immediate danger. So much of a hell that during evolution some species – including man – crawled, fled onto some small continents of solid land, where the Lessons of Darkness continue.“ enden und trotzdem im Mittelteil eine Schmähkritik gegen die von ihm nicht für voll genommenen Vertreter des Cinema Verité beinhalten: „Filmmakers of Cinema Verité resemble tourists who take pictures amid ancient ruins of facts. Tourism is sin, and travel on foot virtue.“.

Herzog in a nutshell:

„LESSONS OF DARKNESS“

Minnesota declaration: truth and fact in documentary cinema


1. By dint of declaration the so-called Cinema Verité is devoid of verité. It reaches a merely superficial truth, the truth of accountants.

2. One well-known representative of Cinema Verité declared publicly that truth can be easily found by taking a camera and trying to be honest. He resembles the night watchman at the Supreme Court who resents the amount of written law and legal procedures. „For me,“ he says, „there should be only one single law: the bad guys should go to jail.“

Unfortunately, he is part right, for most of the many, much of the time.

3. Cinema Verité confounds fact and truth, and thus plows only stones. And yet, facts sometimes have a strange and bizarre power that makes their inherent truth seem unbelievable.

4. Fact creates norms, and truth illumination.

5. There are deeper strata of truth in cinema, and there is such a thing as poetic, ecstatic truth. It is mysterious and elusive, and can be reached only through fabrication and imagination and stylization.

6. Filmmakers of Cinema Verité resemble tourists who take pictures amid ancient ruins of facts.

7. Tourism is sin, and travel on foot virtue.

8. Each year at springtime scores of people on snowmobiles crash through the melting ice on the lakes of Minnesota and drown. Pressure is mounting on the new governor to pass a protective law. He, the former wrestler and bodyguard, has the only sage answer to this: „You can´t legislate stupidity.“

9. The gauntlet is hereby thrown down.

10. The moon is dull. Mother Nature doesn’t call, doesn’t speak to you, although a glacier eventually farts. And don´t you listen to the Song of Life.

11. We ought to be grateful that the Universe out there knows no smile.

12. Life in the oceans must be sheer hell. A vast, merciless hell of permanent and immediate danger. So much of a hell that during evolution some species – including man – crawled, fled onto some small continents of solid land, where the Lessons of Darkness continue.

Walker Art Center, Minneapolis, Minnesota April 30, 1999 Werner Herzog

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2015/01/27/words-of-wisdom-werner-herzog-die-ecstatic-truth-und-die-frage-nach-echtheit-im-dokumentarfilm/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Lessens off Inglisch, keindli inclusiv fom taz.de.
    1. Häh, dint-devoid-accantant was?
    2. Ab zweiten Satz zu schwer.
    3. Confounds? Puh, nächste.
    4. Fakten schaffen Normen, und Wahrheit Erleuchtung. Haha! Ich kann Inglisch!
    5. Wie jetzt strata fabrication. Strato?
    6. I haf tu admitt I kant.
    7. Ich bin Fußgänger, toll.
    8. Verstehe ich, armes Minnesota.
    9. Gauntlet, bestimmt irgendwas wie Gauner.
    10. Hieß fart nicht Blähung oder so? Satz nicht verstanden.
    11. Personifizierung, ha ha, ohne die Verzweiflung des nicht verstandenen Rest hätte ich vielleicht gelacht. So lächele ich nur kurz angestrengt.
    12. Hihi, Rechtschreibfehler: Muss doch men heißen oder ohne Frauen?

    Danke taz, for die Lessen off Inglisch! Ich frag mal Google Translate:

    “ ‚Lektionen in Finsternis‘

    Minnesota Erklärung: Wahrheit und Tatsache in Dokumentarfilms

    1. Mit kraft der Erklärung des sogenannten Cinema Vérité ist frei von verité. Er erreicht eine bloß oberflächliche Wahrheit, die Wahrheit von Wirtschaftsprüfern.

    2. Ein bekannter Vertreter der Cinema Vérité erklärte öffentlich, dass die Wahrheit ist ganz einfach, indem man eine Kamera und versuchen, ehrlich zu sein zu finden. Er ähnelt dem Nachtwächter am Obersten Gerichtshof, die die Menge der geschriebenen Recht und Gerichtsverfahren ärgert. „Für mich“, sagt er, „sollte es nur ein einziges Gesetz sein: die bösen Jungs sollten ins Gefängnis zu gehen.“
    Hier klicken!

    Leider ist er Teil rechts, für die meisten der vielen, viel von der Zeit.

    3. Cinema Vérité verwechselt Tat und Wahrheit, und so pflügt nur Steine. Und doch Tatsachen haben manchmal eine merkwürdige und fremde Macht, die ihnen innewohnenden Wahrheit scheint unglaublich macht.

    4. Fact schafft Normen und Wahrheit Beleuchtung.

    5. Es gibt tieferen Schichten der Wahrheit im Kino, und es gibt so etwas wie eine poetische, ekstatischen Wahrheit. Es ist geheimnisvoll und schwer zu fassen, und kann nur durch Herstellung und Phantasie und Stilisierung erreicht werden.

    6. Filmmakers of Cinema Vérité ähneln Touristen, die Bilder zu machen inmitten antiken Ruinen von Fakten.

    7. Tourismus ist die Sünde, Reise zu Fuß Tugend.

    8. Jedes Jahr im Frühling Dutzende von Menschen auf Motorschlitten Absturz durch das Schmelzen von Eis auf den Seen von Minnesota und ertrinken. Der Druck wird auf dem neuen Gouverneur Montage, um eine schütz Gesetz zu verabschieden. Er, der ehemalige Wrestler und Bodyguard, hat die einzige Salbei Antwort darauf: „. Du kannst nicht gesetzgeberisch tätig Dummheit“

    9. Der Fehdehandschuh hingeworfen wird.

    10. Der Mond ist langweilig. Mutter Natur nicht nennen, nicht mit Ihnen sprechen, auch wenn ein Gletscher schließlich Fürze. Und nicht zu Ihnen, dem Gesang des Lebens zu hören.

    11. Wir sollten dankbar sein, dass das Universum da draußen kennt kein Lächeln zu sein.

    12. Das Leben in den Ozeanen muss die Hölle sein. Eine riesige, erbarmungslose Hölle von permanenten und unmittelbare Gefahr. So viel von einer Hölle, die im Laufe der Evolution einige Arten – einschließlich des Menschen – kroch, floh auf einigen kleinen Kontinenten von festen Land, in dem die Lektionen in Finsternis weiter.“

    Hah! Jetzt musste ich doch noch lachen. Wirtschaftsprüfer, Beleuchtung und Fehdehandschuh … ah ja. Bitte auch an Nicht-Englisch-Muttersprachler wie mich denken, plies.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert