1. Der Film in einem Satz:
Sex, Drug und Naziprolls – Trainspotting im Nachwende-Leipzig
2. Darum geht‘s:
Die letzten Tage der DDR: Dani, Mark, Paul der Nerd, Rico der Boxer und der dicke Pitbull winden sich durch die Mühlen des untergehenden Sozialismus, Wehrsportübungen, Drill, zerfallende Gesellschaft, der ganze Mist. Dann der große Knall: Die alten Autoritäten, ach: überhaupt alle Alten haben nichts mehr zu melden. Die neuen Freiheiten von Drogen bis Techno, von Gewalt bis Kriminalität wollen ausgekostet werden und im Osten Deutschlands herrscht Wild West.
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Andreas Dresen, bekannt als Regisseur ebenso feinsinniger wie oft melancholischer Nachwende -Filme wie „Sommer vorm Balkon“, „Halbe Treppe“ und zwei Dokumentationen über den CDU-Hinterbänkler Herrn Wichmann, wagt sich an den Roman „Als wir träumten“ von Clemens Meyer.
Das ist einerseits eine gute Idee, weil Dresen ein gutes Gespür für die Szenen, Ängste und Gefühle hat, die diese Zeit mit sich brachte. Andererseits bewegt sich Dresens Verfilmung auch immer hart am Klischee: Die Nazis sind wahlweise dumme Glatzen oder zynische Strippenzieher, die Eltern samt und sonders gescheitert und Mädchen sind in „Als wir träumten“ fast durchweg nicht mehr als hübsches Beiwerk. Schade.
Auch das Casting etwas durchwachsen: Während die Eltern und Nebendarsteller seltsam, schräg, verletzlich und zerrissen sein dürfen, wirken Mark (Joel Basman) und Dani (Merlin Rose) die beiden Helden des Films, immer ein bisschen wie verwöhnte Penäler, die eher zufällig in diesen Post-DDR-Abenteuerpark hineingestolpert sind. Von den Abziehbild-Nazis ganz zu schweigen.
Besonders über die oft hölzernen Dialoge muss man gut gelaunt hinweghören: Wenn sich die Kinder in den immer wiederkehrenden Rückblenden über den Sozialismus und ihre Gefühl unterhalten, dann hört sich das bisweilen an, als würde man versuchen, die DDR mit den Mitteln der „Montagsmaler“ nachzuerzählen.
Immerhin: Die unfassbare Dringlichkeit, Intensität und Rohheit der Romanvorlage geht ins Dresens Film nicht verloren und die Ambivalenz von Freiheit und Verlorensein, das Wissen, dass jede Chance auch ein Scheitern mit sich bringen kann, sind wunderbar herausgearbeitet – auch wenn bisweilen der Eindruck aufkommt, Dresen hätte auf Teufel und komm raus ein deutsches Trainspotting filmen wollen. Nur eben zwanzig Jahre später.
3. Der beste Moment:
Immer wenn es kracht – entweder weil gerade eine Techno-Party zu Gange ist, perfekt untermal von „A New Error“ von Moderat. Oder weil sich gerade mal wieder jemand auf die Fresse haut. Geht doch!
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer das Buch von Clemens Meyer mochte. Freunde von Nachwendefilmen, besonders solche, denen Dresens Filme sonst zu wenig Schmiss haben. Und alle die Trainspotting noch immer für den Maßstab in Sachen räudiger Jugend-Drogen-Party-Verfilmung halten.
* Regie: Andreas Dresen
* IMDB
(Text: Daniel Erk)
Ich finde es anmaßend, diese Milieufilmattrappe mit Trainspotting (“Chowse a Carrrreeeerrrr”) zu vergleichen. Die Schauspieler sprechen Hochdeutsch, was den ganzen Film zu einem peinlichen Retortenprodukt macht. Der sächsische Dialekt war den Machern wohl zu unfein für den gepflegten Kinogang.