1. Der Film in einem Satz:
Ein Film wie ein sehr heißer Nachmittag: träge, unklar, ziellos – aber eigentlich ganz schön
2. Darum geht‘s:
„Herr Mullar, wia brauchen drei Millionän – soford.“. Juan Rodrigáñez’ Film macht keine langen Umschweife, ehe er zur Sache kommt: Ja, in „Der Geldkomplex“ geht es um Deutschland und Spanien, um die Finanzkrise, um Geld, Geld, Geld und ein bisschen auch um Leid, Liebe und Romantik.
So dramatisch der Film beginnt, so schnell lässt er das Tempo auch wieder raus: Wir beobachten in aller Ausführlichkeit, wie Familienvater und Hausherr Rafael in seiner Finca in Spanien allerlei Freunde und Lebenskünstler beherbergt, wie die Hitze Arbeit unmöglich macht und wie die Harmonie nur mit sehr viel gutem Willen erhalten werden kann. Am Ende wird nicht nur der Bote, der Herrn Müller um drei Millionen bitten sollte, nicht wiederkommen, es werden Allianzen geändert und das Einzige, was noch Zusammenhalt anbietet, sind Gesang und alte Freundschaften.
Dass der Film offenbar lose auf einem mehr oder minder unbekanntem Roman einer deutschen Autorin aus dem Jahr 1916 beruht, aber das dem Vernehmen nach auch nur in sehr groben Zügen kann man zur Kenntnisnehmen, tut im Verlauf des Filmes aber eigentlich nichts zur Sache.
Viel interessanter ist ohnehin, dass der „Der Geldkomplex“ als Allegorie auf die europäische Finanzkrise zu verstehen ist und die kulturellen Differenzen, die verschiedenen Hoffnungen und Haltungen der politischen Misere durch die Personen zwar nicht erläutert, aber zumindest schemenhaft deutlich gemacht werden. Anders gesagt: Die blonde, vollbusige, kühle Deutsche zieht sich natürlich in ihr Dachkämmerlein, spielt wunderbar Klavier und entfremdet sich, soweit das überhaupt noch möglich, ist immer weiter von ihrem spanischen Freund, der sie überhaupt erst auf diese Finca gebracht hat.
Eine Handlung, eine stringente Fortentwicklung der Charaktere sucht man in „Der Geldkomplex“ vergebens. Dafür hat der Film als 76-minütiges Gemälde durchaus seinen Reiz: Man versteht
3. Der beste Moment:
Gegen Ende des Films, die Gruppe zerfällt zunehmend und es ist schon merklich kühler geworden, beginnen die verliebenen Bewohner der Finca fast unvermittelt an zu singen – und zwar „La Golondrina“, das uralte mexikanische Lied von der Schwalbe. Zum Heulen schön.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wem modernes Theater immer eine Nummer zu schnell und zu laut ist. Wer Maren Ades Filme mag. Wer kein Problem damit hat, dass das Deutschlandbild hier, sagen wir: eher rustikal gehalten ist.
* Regie: Juan Rodrigáñez
* Berlinale
(Text: Daniel Erk)