Isolation Berlin ist die nächste große heimische Band.
Noch keine zehn Lieder haben die Berliner bisher veröffentlicht, aber nach einer DIY-EP aus dem letzten Jahr (die wir auch schon mehrfach empfohlen haben) legen sie nun mit den fünf Songs, die heute auf dem Staatsakt-Label erscheinen, ein beeindruckendes Zeugnis einer Weiterentwicklung vor. So gut die ersten Songs auch waren – und hier meinen wir im Besonderen den Rio-Reiser-Gedächtnistrack „Alles Grau“…
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… konnte man doch kein so in sich schlüssiges, wuchtiges Ding erwarten wie die neue „Körper EP“. Ihr Sound hat sich im letzten halben Jahr überraschend stark verändert und so klingt nun neben Rio und Ton Steine Scherben auch die große deutsche Post-Punk-Zeit der früh-mittleren Fehlfarben an und ist neben dem weiter nicht zu leugnenden Hang zur Gossenpoesie auch eine Aggressivität in den Stücken, die man zuvor nicht einmal ahnen konnte („Meine Damen und Herren / man hat uns gesagt / die Liebe macht schön / das ist wohl auch der Grund / der Grund dafür / dass wir so hässlich sind„).
Dank der nicht immer ganz nachvollziehbaren „Single“-Entscheidungen des Staatsakt-Labels (ich sag nur: „Chain Gang“ statt „Dance The ECB“ beim letzten Ja-Panik-Album) ist nun mit „Bus der stillen Hoffnung“ der eigentlich schwächste Track der neuen EP mit einem Video bedacht worden. Zwar knallt der alte Fassbinder-Satz vom „Schlafen kann ich auch noch wenn ich tot bin“ im Refrain natürlich immer noch, aber im Vergleich zu den Attacken, die die anderen Songs wie „Miss Borderline“, „Körper“ oder „Meine Damen und Herren“ reiten, fährt der „Bus der stillen Hoffnung“ trotz des starken Titels in mäßigem Tempo durch die Stadt.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=_6A7pmYqAdM[/youtube]
Doch der eigenliche Höhepunkt und Isolation Berlins claim to greatness versteckt sich ganz am Ende der EP mit einer siebenminütigen Schmutz-und-Schund-Hymne über Berlin, die den gleichen Namen wie die Band trägt. Eine Fahrt mit der U2 nach Pankow und wieder zurück an den Zoo, die am Strick im dortigen Damenklo endet, führt in all seinem Dreckspathos und Feier des Widerlichen vor wie groß ein Song werden kann, wenn alle Bremsen gelöst sind und die Bedenken am Bahnsteig gelassen werden. Damit gewinnt man kein Radioplay, aber Herzen – und mit Sicherheit Livekonzerte.
„Wie eine kraftlose alte Raupe quält sich die U-Bahn durch die Stadt, nach Pankow und zurück. Ich hab die ganze Scheiße satt. Manchmal würd ich gern dem ganzen Dreck entfliehen, doch ich versinke in der Isolation Berlin“
(Text: Christian Ihle / Illustration: Yannick Riemer)
[…] Schule/Protopop“) im Februar einen kleinen Hype in den Redaktionsstuben der Republik ausgelöst. Okay, vor allem in jenen in Berlin. Im Rückblick wirkt dieser allerdings fast wie ein Warmup für die eine Spur größer ausgefallene […]