“Atari Teenage Riot vereinen auf Reset das Nötigste aus Moshrock, Eurodance und Weltpolitik in Metal-Rap-Punchzeilen. (…)
Festzuhalten ist zunächst, dass Atari Teenage Riot heute bei Metal-Festivals zwischen Stumpf-ist-Trumpf-Kalibern à la Limp Bizkit sowie neben den verdientermaßen ebenfalls in diese Sümpfe abgestiegenen Prodigy auftreten. Aber Metal gab es schon immer bei ATR. Er sollte inmitten von Neunziger-Techno-Kommerz schlicht Furor und Raserei ausdrücken. Heute kritzelt sich die Sängerin Nic Endo nicht nur immer noch diese Mischung aus Kanji-Schriftzeichen und Zackenlogo ums Auge, sie ist auf aktuellen Pressefotos auch erblondet. Und dann haben ATR in dieser x-ten Reinkarnation natürlich wie immer auch diesmal wieder einen Rapper mit an Bord. Der hat sich den schönen Namen MC Rowdy Superstar zugelegt und ist, klar, dunkelhäutig. Moment, flippige Sängerin, dunkelhäutiger Rapper, smarter Produzent im Hintergrund – war da nicht mal was? Ach ja, Snap!, E-Rotic, Twenty 4 Seven, 2 Unlimited, Culture Beat … Ganz recht: Wo bei ATR früher Breakbeat und Acid die Tracks trugen, sind es jetzt, ausgerechnet, Neunziger-Kommerztechno und Hardtrance sowie in interessanteren Passagen auch mal der Überwältigungs-Sound eines Rustie. (…) kurz gesagt: ATR vereinen heute das Beste aus den schönen Genres Mosh-Rock und Eurodance. Mit gebrüllten Rap-Zeilen und gehauchten Refrains mit tschörman Äksent. (…) Was unterirdisch ist, muss man auch so nennen. Ist ja immerhin auch eine Form von Underground.”
(Florian Sievers in der SPEX über das aktuelle Atari Teenage Riot – Album)
Schmähkritik-Archiv:
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (1): Musiker, Bands und Literaten
* 500 Folgen Schmähkritik – Das Archiv (2): Sport, Kunst, Film und Fernsehen
Wer kennt heute schon Spex?