1. Der Film in einem Satz:
Refugees welcome! (zumindest nach Anlaufschwierigkeiten)
2. Darum geht‘s:
Als ein britischer Forscher im vergangenen Jahrhundert in den tiefsten Wäldern von Peru eine Bären-Spezies entdeckt, die nicht nur höflich, sondern auch intelligent genug ist, nach und nach seine Sprache zu lernen, bringt es der Entdecker nicht übers Herz, seine neuen pelzigen Freunde ausgestopft mit nach Hause zu bringen, sondern hinterlässt einige britische Benimm-Bücher und -Platten und verlässt die Bären mit dem Hinweis, dass bei ihm in London immer ein Platz für sie wäre.
Zwei Generationen später sieht der kleinste Bär der Familie nach einem Erdbeben tatsächlich in seiner Not keinen anderen Ausweg mehr, als nach England aufzubrechen um dort ein neues Zuhause zu finden. Doch im Gegensatz zu den das Willkommenwerden predigenden Benimmbüchern über England stößt er in London auf Unverständnis, Ignoranz und Ablehnung – und natürlich bietet ihm zunächst niemand einen Platz an, um ihn aus seiner Not zu retten…
„Paddington“ mag eigentlich ein Kinderfilm sein (und ja, was soll ein Film mit einem süßen sprechenden Bären auch sonst sein?), ist aber in seiner Message, dass es für uns das Mindeste in unserer saturierten Sicherheit wäre, den von Not und Elend Heimgesuchten ein neues Zuhause zu bieten, nicht nur schmerzhaft aktuell, sondern auch noch zutiefst politisch.
Natürlich gibt es in Paddington auch genug Quatsch wie aus Versehen geflutete Badezimmer, aber erstaunlicherweise auch einen richtigen Abenteuer- wenn nicht gar Thriller-Plot, von dem sich einige erwachsene Filme eine Scheibe abschneiden könnten. Die Besetzung ist durch die Bank brillant: Sally Hawkins (Happy Go Lucky) als gute Seele, Hugh Bonneville aus Downton Abbey gibt das grummeligen Familienoberhaupt und Nicole Kidman die Bösewichtin, in (kein Scherz!) einer ihrer besten Performances seit Jahren.
Dass Regisseur Paul King zuvor auf dem Regiestuhl der britischen Anarcho-Comedy „The Mighty Boosh“ saß, merkt man „Paddington“ ebenfalls an. Das Design ist verspielt, ohne albern zu sein und erinnert in seinen besten Momenten an Wes Andersons „Der fantatische Mr Fox“.
3. Der beste Moment:
Was dank des aktuellen DVD-Release möglich ist: „Paddington“ im Original zu schauen, denn elementar für die Atmosphäre des Films ist das feine Oxford-Englisch des Bären, das in der Synchronisation natürlich verloren gehen muss.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer sich für intelligente, überaus gut gemachte „Kinderfilme“ erweichen kann. Oder mal wieder eine überzeugende Nicole Kidman sehen möchte.
* Regie: Paul King
* imdb