„Russel Brands Revolutionsaufruf ist das selbstverliebteste Buch der Saison.
Sein turbonaives, pathosgetränktes, hochgradig narzisstisches Revolutionsgeschwurbel erweist sich zugleich als neo-esoterischer Ratgeber für verlorene Seelen und Paulo-Coelho-Leserinnen. Und so etwas verkauft sich wie Fast Food in Adipositanien. Labour-Chef Ed Miliband hielt Brand gar für derart jugendaffin, dass er sich für dessen Videoblog zu einem Fremdscham-Video hergab. (…)
Das vorliegende Pamphlet besteht zu etwa einem Drittel aus eitel anekdotischen Bezugnahmen auf die eigene Glamour-Vergangenheit („Ich habe mich in Szenarien bewegt, die dem Außenstehenden wie der Garten Eden erscheinen mögen“; „Ich saß mal mit Tom Cruise auf dem Rücksitz einer Limousine – o ja, ich hab ’ne Menge erlebt, Baby“) respektive auf Erweckungserlebnisse: „Hören wir endlich auf, das Leben mit Dingen zu vergeuden, die nicht von Belang sind, wie Geld, Dior-Stiefel und Blowjobs.“ Und das sind noch die unterhaltsamsten Passagen. (…) Das letzte Drittel schließlich machen vage angedeutete politische Alternativrezepte aus, die von der Empfehlung, „sämtliche private Schulden, die Schulden ganz normaler Leute, einfach zu streichen“, bis zu den Modellen partizipativer Basisdemokratie sämtlich fremden Hirnen entlehnt sind , aber von Brand auf den Stil, den Humor und die logische Kohärenz von Kommentaren in Internetforen heruntergebrochen werden. (…)
An logischer Argumentation liegt dem Revoluzzer generell nichts. Er springt assoziativ von Anekdote zu Aufreger zu Pointe. (…) Brand ist nicht nur ein sich langweilender Neureicher (…), sondern ein reines Produkt der Unterhaltungsindustrie und sicher weiter entfernt von „normalen Leuten“ als jeder Doktortitelträger. (…) Es geht ihm einzig um die eigene Glückseligkeit. (…) Drollig ist es doch, wenn so die Abkehr von Egoismus und Individualismus mit dem egoistischsten Motiv unterlegt wird.“
(Oliver Jungen in der FAZ über das Politik-Buch „Revolution“ des britischen Schauspielers und Comedians Russell Brand)
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„Nicht mehr weise lächelnde Merve-Bände oder blauschwarze Suhrkamp-Briketts stehen an der Spitze des kapitalismuskritischen Diskurses, sondern marktschreierische Biertisch-Bestseller, die in Sachen sozialistischer Theorie geradezu Leichenfledderei betreiben.“
Q.: Oliver Jungen, 13.05.2015, FAZ
Woran es wohl liegen mag, dass weder die einen, noch die anderen Publikationen jener Machart einen hinreichenden Bewusstseinswandel (auch) bei Plebs & Co. herbeizuführen vermögen ?!
Und solange das dauerhaft so zu konstatieren ist, ist JEDE ‚Kritik‘ an, resp. Werbung für solche-n Publikationen definitiv überflüssig (, weil ….).