vonChristian Ihle 19.10.2015

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„So was ist im Jahr 2015 tatsächlich möglich? Und zwar ohne, dass irgendjemand dafür ins Gefängnis gehen muss, öffentlich ausgepeitscht oder zumindest mit einem lebenslangen Auftrittsverbot belegt wird? Dann gleich eine zweite Frage. Was ist eigentlich schlimmer? Die grausame Fahrstuhlmusik zum Schafott des guten Geschmacks oder das am Marketing-Reißbrett zusammengefakte Plastik-Image der Band, das irgendwo zwischen Wiener Zuhälterromantik, Tinder-Profilfoto-Elend und professionellem Autodrom-Einparker-Chic herumkrebst? Man weiß es nicht. Erst im Zusammenspiel von Musik und Optik offenbart sich die ganze Bandbreite des Schreckens. Sexismus mit menschlichem Antlitz trifft auf Malen-nach-Zahlen-Schlagerrock, der so klingt, als hätte Stefanie Werger in Ridley-Scott-Alien-Manier den leblosen Körper von fünf Wiener Würstchen befallen um fortan als symbiotisches Austropop-Monstrum eine ganze Generation von kritiklosen Formatradiohörern mit gefühligem Fremdschäm-Müll zu vergiften. Die Lyrics? Auch nicht besser. Hören sich an, als hätte der Songtexter von Hansi Hinterseer im zweiten Bildungsweg einen Grundkurs in „Wienerisch für Dummies“ absolviert um anschließend als Pressesprecher für die Berufsinnung der österreichischen Pick-Up Artists aktiv zu werden.
(…)
Eine seltsame Rolle in dieser Tragödie spielt übrigens das bundesdeutsche Pop-Feuilleton, das von einer unerklärlichen austrophilen Geisteskrankheit befallen zu sein scheint. Die so aufgegeilten Pop-Kritiker benehmen sich dabei wie eine mit Kleinem Feigling abgefüllte Urlauberinnengruppe aus Castrop-Rauxel, die in irgendeiner gottverlassenen, österreichischen Apres-Ski-Hölle von einer Meute grindiger Skilehrer eingekocht wird.“


(aus dem Blog von Wolfgang Zechner)

Mit Dank an Säm!



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