Die mit Daniel „Harry Potter“ Radcliffe und Paul „Brian Wilson“ Dano prominent besetzte Dramödie „Swiss Army Man“ ist der Eröffnungsfilm der gestern gestarteten 30. Ausgabe des Fantasy Film Fests.
Der auf einer Insel gestrandete Hank (Paul Dano) ist kurz davor, sich aus Verzweiflung über seine Einsamkeit das Leben zu nehmen, als er einen Körper (Daniel Radcliffe) am Strand entdeckt. Die Wiederbelebungsversuchen sind vergebens, lediglich Flatulenzen entweichen dem toten Körper. Soviel Wind schießt aus dem Toten, dass Hank auf seinem neuen Partner einem Jetski gleich über die Wellen rauschen kann. An einem neuen Ufer angekommen, macht sich Hank mit seiner Begleitung auf den Weg zurück in die Zivilisation und bringt dem Leichnam in imaginierten Dialogen bei, was noch mal lebenswert am Leben war – und lernt so vielleicht selbst noch mal den Wert des Lebens kennnen?
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=4v92gXetGqA[/youtube]
„Swiss Army Man“ ist auf jeden Fall einer der originellsten Filme seit langer Zeit und erinnert vielleicht am meisten an Michel Gondrys abgedrehteste Phantasien, hier allerdings mit einer ordentlichen Schippe Kot oben drauf. Auch kann man kaum umhin, Respekt vor dem alten Harry Potter Daniel Radcliffe zu haben, der in seiner Rollenwahl in der Zwischenzeit wirklich weit nach draußen geht. Gegen diese Rolle als furzender Leichnam in einer Welt der Einsamkeit war selbst seine Darstellung als Gehörnter (im Wortsinn) in Alexander Ajas „Horns“ noch Mainstream…
Durchgängig funktioniert „Swiss Army Man“ trotzdem zumindest für mich nicht, da er mir zu sehr auf Fäkalhumor gebaut und in seinem Mittelteil doch zu repetitiv ist. Zudem bin ich den gondryesquen Bastelorgien auch ein wenig überdrüssig. Nichtsdestotrotz habe ich aber eine gewisse Achtung davor, wie ein Film mit so einer Prämisse tatsächlich versucht, eine ernsthafte Abhandlung über Alienation, Boredom & Despair zu sein.
Was „Swiss Army Man“ jedenfalls auch nicht ist: Popcorn-Kino. Das ist trotz einigen Anflügen von Gross-Out-Humor eben keine Schenkelklopferparade, denn dazu sind die zugrundeliegenden Themen viel zu essentiell. Will man diesen kaum zu klassifizierenden Regieeerstling von Dan Kwan & Daniel Scheinert tatsächlich in eine Schublade packen, dann wäre es wohl am ehesten eine bizarre Version eines deprimierenden Feelgoodmovies.
Eine erfrischend polarisierende Wahl für einen Festivalopener!
* Regie: Dan Kwan, Daniel Scheinert
* IMDB