vonChristian Ihle 04.11.2016

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Es geht voran. Geschichte wird gemacht.
Doch nicht von mir. Und nicht von Dir.“

Was für eine Wucht. Was für ein Debütalbum. Es mag ja Berliner Arroganz sein, aber ich kann überhaupt nicht begreifen, wie eine Band wie Friends Of Gas aus München kommen kann. Wie konnte so ein rauhes, tiefschwarzes Stück Kohle in dieser diamantglatten Stadt entstehen! Und so bleiben. Nicht erdrückt werden, nicht verbrannt werden.

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Ich bin schon mehrfach daran gescheitert, in Beschreibungen der Band gerecht zu werden, weil hier zwar nichts neu, aber alles anders ist. Alles fußt auf dem Soundbett, das Drums und Bass legen. Lange habe ich keine Band mehr gehört, bei der der Bass so dermaßen die Führung der Songs übernimmt, vergleichbar vielleicht mit Peter Hooks Rolle in frühen Joy-Division-Stücken – womit ich aber gerade nicht sagen will, dass dieser stockdüstere Indierockpostpunk sich in die viel zu lange Liste von Joy-Division-Epigonen einreihen würde.

„Als nächstes will ich selber krank werden. Und zwar am toten Meer.“

Hier ist nämlich etwas anderes im Spiel, ein staubtrockener Rocknroll, den vielleicht Queens Of The Stone Age zu ihrer besten Zeit minus aller Rockismen und Männlichkeitsposen aufgeführt hätten. Gleichzeitig spielen Friends Of Gas aber Gitarren, die an die Hamburger-Schule-Urväter Kolossale Jugend von Kristof Schreuf erinnern und so jeden Hauch von QUOTSA-Zugänglichkeit in Abrede stellen. Und über all dem krächzt kehlig Sängerin Nina Walser Parolen des Nihilismus, der Verweigerung, der Auslöschung. Die gleichen Zeilen, wieder und wieder.
Diese Platte ist ein tiefer Abgrund. Und doch: Man kann nicht anders als hineinzuschauen, reinzuhören bis zum Ende. Und dann wieder.

„Und wenn du mich fragst, wo ich leben will, sage ich nichts mehr.“

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(Foto: Andre Habermann, Neolyd )

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