Der Wolverine, der berühmteste aller X-Men – Mutanten, erhält seinen dritten Soloauftritt auf der Leinwand. Die X-Men sind (wenngleich mit durchaus schwankenden Ergebnissen) die wohl interessanteste aller Blockbuster-Comicverfilmungen und dem üblichen Marvel-Rotz für Kleinkinder gerade auch in ihren politphilosophischen Grundfragen weit überlegen. Gerade die blieben aber in den Wolverine-Einzeleskapaden immer arg auf der Strecke. Wenig hilfreich war zudem, dass Wolverine, der Anfang (Vol. 1), und Wolverine in Japan (Vol. 2) auch rein an Blockbusterfilmmaßstäben gemessen zu kurz sprangen.
Der neueste Wolverine setzt nun die recht vielversprechende, weil noch nicht auserzählte Grundidee aus der Comicreihe „Old Man Logan“ an, die einfach mal all die Timelines und sonstigen Mutanten hinter sich lässt und die Geschichte vom Ende her erzählt.
Das Resultat ist der mit Abstand beste der drei Wolverine-Filme – auch wenn das als Lob nur knapp über „Hey, immerhin hat Trump noch keinen Weltkrieg angefangen“ liegt.
Aber auch innerhalb des Marvel-Kosmos (in dem die X-Men jetzt ja auch offiziell im Kino angekommen sind) ist „Logan“ einer der besseren, weil sehr anders: die Härte und die Düsternis sind diesmal nicht nur behauptet, sondern tatsächlich vorhanden. „Logan“ ist mit Sicherheit der brutalste und deprimierendste aller Marvel-Filme.
Man muss zwar jetzt nicht so ausrasten wie die Fanboys bei imdb (9,5 Rating, wtf?), aber James Mangolds neuer Wolverine-Versuch ist sicher ein sehr ordentlicher Kinofilm.
Schwachpunkte gibt es allerdings auch zuhauf, insbesondere hinsichtlich des Plots, der jetzt nicht gerade die Wolfskrallen neu erfindet. Zudem sind – wenn wir mal kurz in Comicmaßstäben denken – die großen Gegner eher streng in der Gehtso – Ecke, die menschlichen (Richard E Grant) dabei noch spannender als die mutierten Kontrahenten (etwas viel überflüssigeres als einen Klon-Wolverine könnt ich mir jetzt spontan auch nicht ausdenken).
Ein generelles Marvel-Problem schleppt dann auch dieser Wolfsjunge von einer Comicverfilmung mit sich herum: ein Ende, bei dem ich mal wieder nicht verstehe, warum gewisse Kräfte nicht vorher eingesetzt werden, wenn sich doch die handelnden Personen einiges an Hassle ersparen würden, aber gut, so sind’s halt die Mutantenleut‘. Warum einfach wenn’s auch schwierig geht?
Nennt mich einen Mutantpedanten, aber die Inkonsistenz in der eigenen Weltenerzählung macht mich jedesmal so fuchtig, dass mir die Scherenhände in der Tasche aufgehen.
Trotz all meiner selbstredend berechtigten Kritik: angenehm solides Blockbuster-Kino, das – für lange Zeit zumindest – schon unwirklich weit von den üblichen Marvel-Fehlern der letzten Jahre entfernt ist. Bonuspunkte gibt es zudem für die schöne WTF?-Besetzung des alten Ricky Gervais – Kumpels und The Office- Autors Stephen Merchant als Albino-Mutanten Caliban und heftigen Johnny Cash – Einsatz im Soundtrack („The Man Comes Around“!)
Regie: James Mangold
imdb