Sarah Polley, 2004 Hauptdarstellerin in der Zombiefilmwiedergeburt „Dawn Of The Dead“, lädt in ihrem zweiten selbst geschriebenen und inszenierten Film von 2011 mit Michelle Williams und Seth Rogen als Ehepaar zum Tanz. Ein Indie-Beziehungsdrama im Richard-Linklater-Modus: das Bittersüße intakt, die Dialoge allerdings nicht von der gleichen existentialistischen Tiefe. Die erste Hälfte holpert auch ein wenig vor sich hin mit seinem eher bizarren „meet-cute“. So ganz nachvollziehen lässt sich die Faszination der verheirateten Michelle Williams mit dem Künstler-Nachbarn Luke Kirby nämlich nicht. Überzeugend dagegen Seth Rogen als bärigsympathischer Ehemann, der seine Zeit vor dem Herd mit Hühnchengerichtsvariationen verbringt.
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Je länger der Film dauert, desto besser entwickelt Polley aber die Konfusion in Michelle Williams leicht neurotischem Kopf und lässt so auch manch irrationales Verhalten nachvollziehbar erscheinen. Eine Mischung aus Verlorenheit und „grass is greener on the other side“, die Michelle Williams in einer wunderbaren und sehr uneitlen, dabei aber gleichzeitig auch ziemlich bezaubernden Performance auf den Punkt bringt. Die Nebenplotlines (Sarah Silverman als Alkoholikerin) nerven und tragen kaum etwas zum Fortgang der Geschichte bei, wichtiger ist dagegen der Soundtrack – was sich auch daran zeigt, dass der Filmtitel von einem Leonard Cohen – Song geborgt wurde, der auch in einer brillant choreographierten 360-Grad-Zeitraffer-Sequenz die Entwicklungsstufen einer neuen Beziehung untermalt. Noch besser ist aber Feists Cover von Cohens „Closing Time“, das zu meiner Verblüffung nie veröffentlicht wurde, aber eigentlich Nummer 1 in allen Ländern dieser Erde hätte sein müssen. Aber so ist’s eben: es gibt immer ein alternatives Leben, das wir nicht leben.