„Der dunkle Turm“ beruht auf der gleichnamigen, achtbändigen Fantasy-Saga von Stephen King. Ich würde ja gern einen groben Abriss über den Inhalt geben, der ist allerdings dermaßen konfus und schlecht erzählt, dass ich das nur in aller Kürze über mich bringe: in der Mitte des Universums steht ein dunkler Turm, der wohl von Kindeskräften zum Einsturz gebracht werden kann. Matthew McConaughey spielt den Man In Black, der mit Kinderhand eben jenen Turm zerstören will (warum? Keine Ahnung), Idris Elba wiederum den „Gunslinger“, den Gegenspieler des Schwarzen Mannes. Die beiden leben in einer fremden Welt (oder mehreren anderen Welten? Oder Zeiten? Keine Ahnung) und auf unserer guten alten Erde wiederum verbringt der zwölfjährige Knabe Jake Chambers seinen Lebtag und ist mit einer so großen Gedankenkraft ausgestattet, dass er eventuell auch Türme zum Einsturz bringen könnte, was ihn wiederum für den Man In Black interessant macht. Nach viel Weltenportalgehopse zwischen verschiedenen Ebenen hin- und her gibt es dann den großen Showdown der drei Figuren. Puh.
Angesichts der auf Hochtouren laufenden Promo-Maschine ist „Der dunkle Turm“ schon ein verblüffend großer Fehlschlag. Ein fürchterliches Mythen-Mischmasch: ein bisschen Multiverse hier, Steampunk da, Stargate dort, Western woanders und Herr der Ringe für Arme obendrauf. Als wenn das noch nicht genügen würde, ist auch noch die filmische Übersetzung missraten, etwa zu gleichen Teilen Kinderfilm wie John-Woo-Action mit einigen Spritzern Culture-Clash-Comedy. Das klingt auf Internetpapier geschrieben schon wieder so missraten, dass man sich masochistischen Trashspaß aus dem Film ziehen könnte, aber leider ist „Der dunkle Turm“ völlig ernsthaft auf ein Franchise hingeschrieben, das es hoffentlich nie geben wird.
Auch handwerklich funktioniert im Drehbuch praktisch nichts: weder wird klar, was der Punkt dieser ganzen Universumszerstörorgie sein soll, noch warum die andere Seite – was genau nochmal? – beschützt. Zudem sind alle drei Hauptfiguren mit absurden Omnipotenzen ausgestattet, die lediglich bei bestimmten Plotpunkten dann halt doch nicht ganz funktionieren, um einen „Kampf“, also eine Slow-Motion-Actionszene, zu erlauben. Warum? Gibt sich niemand die Mühe, das jemals zu erklären. Neben allen anderen Unzulänglichkeiten ist das der größte Fehler des Films, dass er nicht einmal innerhalb seiner eigenen Welt eine legitime Herleitung schafft. Idris Elba ist die eine gute Sache an einem Film, in dem selbst Matthew McConaughey – in einer zugegeben praktisch unspielbaren Rolle – schlimmstes suaves Overacting betreibt.
Ich habe ja nie Stephen King gelesen, kann mir aber nicht vorstellen, dass dieses missratene Filmergebnis nichts mit dem Ausgangsmaterial zu tun haben könnte. So bleibt dann doch die Feststellung: Stanley Kubrick hatte schon recht, als er King „The Shining“ aus den Händen gerissen und zu etwas eigenem gemacht hat. Das bleibt weiterhin der eine große* Film, der aus einem King-Buch geworden ist.
* Stand By Me = auch toll, Carrie = zumindest wichtig
Das komische ist ja, dass King sonst ja als eher schwierig gilt (siehe den Disput zu Shining von Kubrick), hier aber – soweit ich das mitbekommen habe – seinen Segen gegeben hat.