“Einen Film zu machen, den alle, wirklich alle abgrundtief zu hassen, das muss man auch erstmal schaffen. Sean Penn hat in dieser Kategorie – nennen wir sie: bedingungsloses Scheitern – vor Kurzem als Regisseur eine glatte Eins mit nach Hause gebracht. In sein Zeugnis schrieben amerikanische Filmkritiker, ein Film habe sich “selten so unmittelbar hirnverbrannt, blamabel und beleidigend” angefühlt; ein anderer bezeichnete ihn “eine prätentiöse Schlaftablette” und war damit noch ungewöhnlich milde. (…)
Als solide Grundlage dient Penn als Drehbuch ein Kraut-und-Rüben-Acker, den Erin Dignam verbrochen hat. (…) Die nötige Fallhöhe für den Totalflop hat Penn erzeugt, indem er die beiden Hauptrollen mit Javier Bardem und Charlize Theron besetzt hat. Wie es ihm gelungen ist zu verhindern, dass sie den Film trotz allem halbwegs auf Kurs halten, ist ein Mysterium. (…)
“Die Zähigkeit und Schönheit, die die Kriegsflüchtlinge zeigten, führten zu einem Rausch der Intimität”, sagt Theron in einem ihrer zahlreichen Voice-Overs. Bei diesen Worten sehen wir namenslose schwarze Leiber, schmerzverzerrt oder auch mit funkelnden Augen, wenn die medizinischen Segnungen aus dem Westen nahen.
Schön abgefilmt und in Montagesequenzen mit Detailaufnahmen vermengt, präsentiert Penn diese Bilder als Roadtrip durchs Elend. (…) Der Komponist Hand Zimmer liefert die Musik dazu: Er steuert ein bisschen was von diesem entrückt-traurigen Gesumme bei,d as seit gefühlt 100 Jahren als aktustische Gehhilfe herhalten muss, wenn die Gefühle groß und die Köpfe leer sind.
“The Last Face” lässt den Zuschauer beschämt zurück. Aber wer weiß, vielleicht ist der Sinn des Ganzen eine komplexe neue Charity-Strategie: man hat nach dem Film nämlich das sehr konkrete Bedürfnis, den Westen zu verlassen, seinen Ausweis zu verbrennen und nie wieder zurückzukommen.”
(Philipp Bovermann in der SZ über “The Last Face” von Sean Penn)