John Tavner (Michael Dorman) ist US-amerikanischer Geheimagent und Singer/Songwriter. Um eine fehlerbehaftete Intervention im Iran wieder gerade zu biegen und eine nukleare Aufrüstung zu verhindern, nimmt Tavner einen Undercover-Job bei einem amerikanischen Rohrleitungssystemhersteller auf internationalem Expansionskurs an, der wirtschaftliche Beziehungen in dieser Region hat.
Da John Tavner zwar James Bond kann, aber Nick Drake fühlt, nimmt es wenig Wunder, dass der gute Mann unglücklich in seinem Beruf ist und zur Depression neigt, die er wiederum am Besten in Folksongs über seine Tätigkeit verarbeiten kann – was für einen Geheimagenten, sagen wir mal, eher ungünstig ist, den Drang zu verspüren, in Bars über die letzten Täuschungs- und Mordmanöver singen zu müssen.
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Als Hauptfigur einen depressiven Singer/Songwriter-Geheimagenten in Undercovertätigkeit bei einem Rohrleitungssystemhersteller in den Mittelpunkt einer Serie zu stellen, ist mit Sicherheit eine originellere Idee als sie in allen sechs Filmen von „Mission: Impossible“ auch nur ansatzweise vorgekommen wäre. Folglich entwickelt „Patriot“ auch eine ganz eigene Stimmung, die bipolar zwischen Verzweiflung an der Welt und skurrilem Humor schwankt – vergleichbar vielleicht mit einer depressiven Version von „Fargo“.
Dabei spielt „Patriot“ durch die Undercovertätigkeit Tavners bei seinem Rohrleitungssystemhersteller mit der Frage, inwieweit die kapitalistische Unterwanderung nicht das gleiche Spiel nur mit anderen Waffen ist. „Patriot“ zeigt, dass für ein Fortkommen in der Firma die erlernte Skrupellosigkeit des Geheimdienstgeschäfts förderlich ist und spiegelt schön die innerbetrieblichen Machtkämpfe mit politischen Winkelzügen auf dem Geheimdienstparkett wie auch den unweigerlichen Unsinn, den Hierarchien produzieren – egal ob in der Firma oder in der Agency.
Auch wenn die Serie gegen Ende ein wenig an Schwung verliert und die Niedergeschlagenheit überhand nimmt, ist „Patriot“ eine der originelleren TV-Staffeln der letzten Jahre, die in einem viel beackerten Genre erstaunliche neue Wege findet. Das Ende verspricht eine Fortsetzung und man darf gespannt sein, ob diese Frische auch bei einer Weitererzählung anhält. Für den Moment aber: die so ziemlich beste Amazon Original Serie, die sich derzeit finden lässt.