vonChristian Ihle 06.11.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Aus der vielgeschmähten Reihe der DC-Comic-Verfilmungen (u.a. “Batman vs Superman”, “Suicide Squad”) ist “Wonder Woman” der erste weithin von der Kritik gepriesene Film.

Und ganz ehrlich: ich versteh’s nicht. “Wonder Woman” ist im Gegenteil sogar ein recht missratener Film, der vielleicht nicht die gleichen Fehler wie viele Comicverfilmungen macht (aber dennoch genug davon, wie zum Beispiel einen schwer erträglichen CGI-Overkill-Schlußfight, der an Randomness kaum zu überbieten ist), aber dafür eigene Irrwege findet.
Sollte sich “Wonder Woman” für den Film mit der längsten Exposition der Geschichte bewerben wollen, die Chancen stünden gut. Geschlagene 110 Minuten benötigt Regisseurin Patty Jenkins um halbwegs in der Mitte des Geschehens anzukommen – nach nicht enden wollender Vorgeschichte auf einer unsichtbaren antiken Insel und einer Culture-Clash-Komödien-Zwischeinlage in London, auf die “Crocodile Dundee” stolz gewesen wäre.

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Zusätzlich erschwert sich der Film sein Leben durch das Setting des Ersten Weltkriegs, in dem nun mal der comichafte Eskapismus nicht mit der gleichen Egaligkeit wie in fiktiven Städten wie Gotham durchläuft, sondern das Absurde sein Fest mit lauter Stimme feiert, wenn eine Heldin mit metallenem Baströckchen durch die Maschinengewehrsalven zwischen den Schützengräben rennt und Gal Gadot als Ein-Frau-Armee ein belgisches Dorf befreit. Der Schmerz ist zu echt, als dass der Quatsch ok wäre.

Die Besetzung tut ihr übriges: dass Gal Gadot eine gute Schauspielerin ist, wird kaum jemand behaupten wollen, und der ewige Unsympath Chris Pine, der schon die neue “Star Trek” – Kinoreihe schwer erträglich macht, als menschlicher Nebenheld/Love Interest tut sein übriges. Eine weitere Enttäuschung in der Reihe der Comic-Verfilmungen, die unsere Kinos verstopfen.

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kommentare

  • In Großstädten hat man ja noch die Wahl, aber tatsächlich gibt es immer Bestrebungen, die Vielfalt in Kinos einzugrenzen, worunter dann kleinere Städte durchaus zu leiden haben. Beispielhaft hier das Vorgehen von Disney zum neuen Star Wars – Film, die ja auch die DC-Konkurrenz-Reihe Marvel unter sich haben: “Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, verknüpft Disney – zumindest in den USA – die Leihe der Filmkopien von „Star Wars: The Last Jedi“ für die Kinos mit besonders drastischen Konditionen. Statt der üblichen 55-60 Prozent, die Disney von den verkauften Tickets abhaben möchte, verlangt der Konzern bei „The Last Jedi“ 65 Prozent. Dazu knüpft Disney die Erlaubnis zur Ausstrahlung des Films an die Bedingung, dass der „The Last Jedi“ in Kinos mit mehreren Leinwänden für mindestens vier Wochen im größten Saal gezeigt wird.”

    Vor allem letzteres ist eine neue Entwicklung: dass Kinos gezwungen werden, bestimmte Säle für eine feste Zeit mit einem bestimmten Film zu belegen, um ihn überhaupt zeigen zu dürfen.

  • Was heist unsere Kinos verstopfen?
    Das ist Hollywood-Mainstream-Kram, diese Kinos sind immer mit Seichtigkeiten verstopft, ob es Action- Comic- oder Liebesschnulzen sind. Hauptsache immer schön flach um die dreistelligen Millionenbeträge einzuspielen.

    Filmkunst gibt es in Programmkinos, dort wird man solche Streifen nicht zu Gesicht bekommen.

    OK, ein WK1 oder WK2-Setting ist total daneben, Comichelden sollten auf Roboterinvasionen vom Zentauri oder ähnliches Eindreschen, das funktioniert viel besser. Nicht umsonst ist es in den Heften so, das sie sich meist mit Superschurken prügeln.

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