vonChristian Ihle 07.12.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Brimstone muss man gesehen haben, um ihn zu glauben. Ein Western eines niederländischen Regisseurs mit Hochglanzbesetzung (Pearce, Fanning, Harington, van Houten, Juri), der die Subtilität des Alten Testaments mit dem feinsinnigen Erfindungsreichtum der Menschenquälerei aus den Video Nasties der 80er verheiratet und sich dabei einerseits in absurdesten Pathos-Overload steigert, andererseits aber immer wieder ein Händchen für erstaunliche Bilder beweist und achronologisch in mehreren Kapiteln (mit Bibeluntertiteln!) seine Geschichte bis zum Ende in einer Schneewüste erzählt, als wäre die Offenbarung des Johannes ein unverfilmtes Drehbuch von Quentin Tarantino.

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Ein kurzes Worst Of der schönsten Schändungen: ein Wildschweinen zum Fraß vorgeworfener Revolverheld, Inzest, Auspeitschungen über drei Generationen (Mutter (40), Tochter (13), später Tochter der Tochter (ca. 8)), eine – quatsch! – ZWEI herausgeschnittene Zungen, Zwangsprositution, ein mit Bolzenschußgerät in Großaufnahme gerichtetes Wildschwein (dem danach noch fachmännisch von einer 13jährigen die Kehle durchschnitten wird), Selbstgeiselung, eine – quatsch – ZWEI Frauen, die bleierne Maulsperren tragen müssen, Minderjährigensex, ein verendendes Pferd, ein Erhängen am Galgen, ein Erhängen in der Kirche (eigenhändig), ein Erhängen am Scheißhaus (fremdhändig), ein 12jähriger mit Kopfschuss, ein mit Bolzenschußgerät in Großaufnahme gerichteter Jon Snow (der nicht geschächtet wird), ein mit den eigenen Gedärmen halb erwürgter Mann, der von seinem eigenen Sohn erschossen wird, ein in Großaufnahme verbrennendes Gesicht sowie mehrere liturgische Gesangseinlagen von Guy Pearce.
Einen bizarren Unterhaltungsfaktor kann man „Brimstone“ nicht absprechen, trotz elend langer zweieinhalb Stunden Spielzeit (aber, hey, wer „The Revenant“ für einen Torture Western hielt, kann in Holland noch was lernen). Allerdings einen Tipp an angehende Regisseure: wenn ihr schon „Overacting“ als Ansage an den ganzen Cast ausgebt, eventuell nicht auch noch Guy Pearce als Hauptdarsteller verpflichten. Wir Zuschauer sind auch nur Menschen, herrgottsakramentnochmal.

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