vonChristian Ihle 11.12.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Kenneth Brannaghs Neuverfilmung des Agatha Christie Klassikers ist sehr oldschool, wie man sich einen betulichen Krimi vorstellt, zu dem man guten Gewissens die eigenen Eltern mit ins Kino nehmen könnte. Unverständlich ist Brannaghs Idee, den Film ausgerechnet auf der technischen Ebene zu modernisieren (aber das Erzähltempo von Annodazumals beizubehalten): zuviel unnötiges CGI kleistert den Film dermaßen zu, dass man an Robert Zemeckis komplett animierten „Polar-Express“ denken muss. Unverständlich deshalb, weil die Stärke der Geschichte ja in der Konzentration auf einen kleinen Raum liegt, nicht auf den CGI-Schnee-bedeckten Hügeln, durch die der Express kurvt.

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Ebenfalls groß aufgefahren wird in der Besetzung: Willem Dafoe, Penelope Cruz, Michelle Pfeiffer, Daisy Ridley, Olivia Coleman, Judi Dench, Johnny Depp und Brannagh selbst, um nur einen Teil aufzuzählen. Die meisten telefonieren ihre Rolle schön gemütlich heim wie es sich für so einen Ensemble-Film wohl gehört – aber Johnny Depp ist in der Zwischenzeit wirklich jenseits von Gut und Böse und nicht mal mehr einer Karikatur seiner selbst, sondern mehr eine Karikatur der Klischee-Karikaturen, die er die letzten zehn Jahre gespielt hat. Kenneth Brannagh hat sich auch keinen Gefallen damit getan, dass er mit dem größten künstlichen Schnauzbart der Welt die Hauptrolle spielt.
Ansonsten gilt für die Fahrt mit dem Orient-Express: schmerzt nicht, braucht aber, wenn man ehrlich ist, kein Mensch.

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