Ein Punkrocker, ein Kriegsveteran und eine Drifterin… scheiß Jobs, kein Geld und zu viel Sex, mitten in Austin, Texas.
Mehr sollte man nicht wissen, bevor man „Red White & Blue“ schaut, sonst würde man dem Film seiner großen Stärke berauben: der schlaglichtartigen Beleuchtung der Charaktere, ihrer Backstories und emotionalen Wunden. Jede kurze Plotzuammenfassung, die ich über „Red White & Blue“ gelesen habe, ist zwar faktisch korrekt, aber dennoch Meilen von dem entfernt, was der Film mir erzählt hat. Deshalb bitte: so unvorbereitet wie möglich in diesen Film eintauchen und sich mit jeder Information mehr verstören lassen.
Regisseur & Autor Simon Rumley ist mit „Red, White & Blue“ ein Low-Budget-Film mit innovativer Erzählweise und visuell entsprechender Umsetzung (der Jump Cut ist sein großer Freund) gelungen. Dabei sind das elliptische Narrativ und die sprunghaften Schnitte kein Selbstzweck, sondern stellen sich völlig in den Dienst der Figuren. Ich habe lange keinen so extremen Film mehr gesehen, der dennoch die emotionale Verwundbarkeit seiner Charaktere so spürbar macht – und zwar nicht nur bei seiner Hauptfigur, sondern gleich bei allen drei Schachfiguren in diesem Scheißspiel namens Leben.
„Red White & Blue“ ist verstörend, weil er nicht wegschaut und die Eskalation der letzten halben Stunde für jede der Figuren nachvollziehbar zeichnet und sich so völlig einer exploitativen „hier schau das Monster!“-Haltung verweigert. Die Unausweichlichkeit der Härte und ihre Nachvollziehbarkeit ist, was dich als Zuschauer bis ins Mark erschüttert.
Gewarnt sei dennoch: das letzte Viertel ist eher für die Hartgesottenen.