vonChristian Ihle 23.04.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Der deutsche Verleihtitel ist wie auch das Plakat irreführend: der vom schottischen Schauspieler Peter Mullan gedrehte „Gangs Of Glasgow“ (Original: „NEDS“) ist nicht der möglicherweise zu erwartende Hooligan-Film, sondern ein Familiendrama im Kontext von unterjochender Schulerziehung.

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Trotzdem hat mich „NEDS“ ziemlich kalt gelassen – im Gegensatz zu Peter Mullans wirklich sehr gutem „The Magdalena Sisters“ („Die unbarmherzigen Schwestern“) von 2002, der eine schrecklich eindringliche Geschichte über das Aufwachsen in einem katholischen Internat erzählte. Zentraler Kostruktionsfehler von „NEDS“ ist die zu huschig hergeleitete Wandlung des wohlgenährten Streberkindes zum Straßenrowdie – einmal Sommerferien und Peripherkontakt mit einer Gang reicht aus, um Dickerchen zum psychopathischsten Schläger in den Straßen von Glasgow werden zu lassen.

Im letzten Drittel dreht Mullan die Schrauben an und beschert so „NEDS“ durchaus seine intensiven Szenen – und on top zwei surreale Sequenzen, namentlich einen Tanz und Kampf mit Jesus und einen Walk durch den Löwenpark. Das nötigt schon Respekt vor Mullan ab, sich hier so weit aus der Genre-Ecke zu entfernen, aber letzten Endes verstehe ich weder die Handlungen der Figuren noch berührt mich ihr Schicksal emotional, sind sie doch zu holzschnittartig gezeichnet.

(Nicht hilfreich ist zudem, dass Amazon Prime „Gangs Of Glasgow“ nur synchronisiert streamt und somit das Vergnügen an schottisch hingenuschelten Schimpftiraden, aus denen circa 90% des Filmdialogs besteht, verloren ging)

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