vonChristian Ihle 26.10.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

Nachdem David Schalkos Serie „Braunschlag“ in der Zwischenzeit wohl dem Geheimtipp-Status entwachsen sein dürfte, wird es höchste Zeit auch die Nachfolgeserie „Altes Geld“ mit der nötigen Beachtung zu beschenken.

Hier wurde ein eingebetteter Medieninhalt blockiert. Beim Laden oder Abspielen wird eine Verbindung zu den Servern des Anbieters hergestellt. Dabei können dem Anbieter personenbezogene Daten mitgeteilt werden.

Im Gegensatz zum putzig beginnenden „Braunschlag“ erschwert „Altes Geld“ den Einstieg, ist diese Wiener Geldadelssippe doch ein wahres Panoptikum an Unsympathen, die sich immer wieder am Rand des Unerträglichen bewegen (besonders auf Theater gebürstet: die eigentlich ja wunderbare Nora von Waldstätten und wie gehabt Sunnyi Melles).
Von Familienoberhaupt Udo Kier über den blasierten Lieblingssohn Manuel Rubey, vom spielsüchtigen Bruder Nicholas Ofczarek (eine bemerkenswerte passiv-aggressive Arschigkeit, die in diesem Berg von Mann brodelt!) zum devoten Assistenten mit geheimer Agenda Thomas Stipsits, vom smart-verschlagenen Grünen-Politiker Simon Schwarz bis zum rätselhaften „Commander“ im Hintergrund ist jede dieser Figuren gnadenlos überzeichnet und doch mit genügend Tiefe ausgestattet, um „Altes Geld“ nach den ersten, durchaus etwas schwierigen Folgen unwiderstehlich zu machen. Schalko gelingt es, die Serie trotz der absurden Überdrehtheit nicht in ihrer eigenen Skurrilität zu strangulieren, sondern politisch zu bleiben, lustig zu sein und, ja, am Ende irgendwie doch sogar noch das Herzlein zu berühren.

„Altes Geld“ mag nicht ganz so schreiend komisch wie Schalkos „Aufschneider“ oder „Braunschlag“ sein, ist aber – um ein österreichisches Klischee mal wieder zu bestätigen – voll von morbidem Humor und im Gegensatz zu Schalkos früheren Werken in Bild und Sound in einer Kinoästhetik, die das deutsche Fernsehen in hundert Jahren nicht hinbekommt.

Eine absolute Empfehlung – mit dem Hinweis, dass man bei anfänglichem Nichtgefallen zumindest die ersten drei Folgen schauen sollte.

Sender: ONE, ab heute Nacht 0.00
Sendetermine
Sa 27.10. 00:00–00:40 One 1 Buschtrommeln
Sa 27.10. 00:40–01:30 One 2 Alpha
Sa 27.10. 01:30–02:20 One 3 Lederhaut
Sa 27.10. 02:20–03:05 One 4 Unter Löwen
Sa 03.11. 00:00–00:45 One 5 Der Biber
Sa 03.11. 00:45–01:35 One 6 Der Mensch im Tier
Sa 03.11. 01:35–02:25 One 7 Chloroform
Sa 03.11. 02:25–03:20 One 8 Schneeweißes Herz

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2018/10/26/tv-tipp-altes-geld-von-david-schalko/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert