„Vice“ erreicht bei weitem nicht die Höhen, die Adam McKays Finanzcrash-Satire „The Big Short“ noch so spielerisch erklommen hatte. Dabei ist die Art des Erzählens durchaus ähnlich: McKay nimmt die Intelligenz seiner Zuschauer gleichermaßen ernst wie er dennoch schnoddrig komplexe Zusammenhänge in leicht verdauliche Entertainmenthappen herunterbricht. Doch in „Vice“ gelingt es McKay nie wirklich, seiner Hauptfigur nahezukommen. Das liegt nicht an Christian Bale, der Dick Cheney brillant spielt und komplett in diesem ruhigen Berg von einem Mann verschwindet.
Aber McKay hat mir nie erklären können, wie aus dem Redneck-Säufer Cheney nun dieser ruhig-smarte, verschlagene Hintergrundstrippenzieher geworden ist. Oder warum Cheney überhaupt macht, was er denn nun macht – was ist denn sein Antrieb bei all dem? So flott der Film bei seiner langen Laufzeit auch erzählt ist und nie langweilig wird, springt mir das zu kurz bei einer Erzählung über eine echte Figur, die einen so großen Einfluß auf den Zustand der modernen Welt hatte.
Am Ende wirkt „Vice“ wie eine verschenkte Gelegenheit, einen wichtigen Film über die vielleicht entscheidende politische Phase der Gegenwart zu machen, und bleibt stattdessen nur ein leidlich unterhaltsamer Politfilm, der nichts erzählt, was ein halbwegs polit-interessierter Zuschauer nicht schon wüsste.