Vier Lehrer in Midlife Crisis entdecken ein obskures Pamphlet eines norwegischen Forschers, der propagiert, dass jeder Mensch mit 0,5 Promill Blutalkohol zu wenig auf Erden wandelt und setzen im Selbstversuch daran, diesen Fehler der Natur auszugleichen.
Freund Alkohol macht unsere dänischen Lehrer beliebter, lockerer, easier und raffinierter – und Feind Alkohol flüstert ins Öhrchen: wenn Du noch ein wenig mehr nehmen würdest… vielleicht wärst du dann NOCH beliebter, lockerer, easier und raffinierter?
Eine erstaunliche Gratwanderung gelingt Thomas Vinterberg in „Der Rausch“: während man in einem Hollywood-Film à la „Leaving Las Vegas“ natürlich den Weg in den Untergang vorgezeichnet sähe und als Zuschauer nur auf die Häkchen in der Melodram-Checkbox wartete, verweigert sich Vinterberg einem formelhaften Film und bricht in jede Richtung aus. In die größte Tragik, in das größte Glück und trifft so eine viel subtilere Aussage über Alkohol, nämlich dass er das Öl ist, das den Motor der Gesellschaft auf jeder Ebene schmiert und nur in verschiedenen Verkleidungen unterschiedliche Akzeptanz erfährt.
Daneben ist „Der Rausch“ auch inszenatorisch meisterhaft, zwei Szenen seien stellvertredend genannt: ein mit größter Würde und dennoch Härte inszenierter Todesfall und die wilde Tanz-Schlußsequenz von Mads Mikkelsen zu „What A Life“ von Scarlet Pleasure.
Der beste Film Vinterbergs seit „It’s All About Love“ (2003) und ein so überraschender wie verdienter weltweiter Arthouse-Hit, der ihn bis zu Oscar-Weihen geführt hat.