Paul Verhoevens Verfilmung eines Non-Fiction-Romans über eine lesbische Nonne, die eine italienische Stadt vor der Pest bewahrt, ist volle Kanne Nunsploitation.
Selbst zugefügte Stigmata, eine Marienfigur als Holzdildo, Pestbeulen, Visionen eines Metzel-Jesus, Menschenverbrennungen – you name it!
Vor 30 Jahren wäre „Benedetta“ wahrscheinlich ein großer Skandal gewesen, heute führt die provozierende Absicht eher zu einem Schulterzucken. Natürlich muss ich angesichts der Bilder und Thematik an Ken Russells legendär wilden „The Devils“ (1971) denken, auch wenn „Benedetta“ bei weitem nicht dessen verstörend-gefährliche Wirkung erreicht. Nichtsdestotrotz dreht Verhoeven in seinem Sandalenfilm so wunderbar frei, dass „Benedetta“ ein großer campy Spaß ist, weil er immer schön die unsubtilst mögliche Darstellung jeder Szene wählt.
Unter all dem Blut und Sex und Jesus-Visionen ist aber vielleicht trotzdem ein Punkt des Agnostikers Verhoeven versteckt, nämlich die Frage, ob die eine oder die andere Art der Gottesverehrung richtiger sein kann oder ob nicht jede Gottesverehrung eine Art der Selbstsuggestion ist und somit rein subjektiv und sich jedes Urteils Außenstehender – ob anderer Gläubiger oder auch Ungläubiger – völlig entzieht und sich damit in sich selbst rechtfertigt.