vonChristian Ihle 15.02.2022

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Una Femmina – The Code of Silence (Regie: Francesco Costabile)

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Francesco Costabiles Film über die kalabresische Mafia, also die ‚Ndrangheta, steht hinsichtlich der Ärmlichkeit und Hässlichkeit der Umstände ganz in der Tradition von Matteo Garrones „Gomorrha“. Man fragt sich schon manchmal: wozu der ganze Waffenschmuggel und die Morde, wenn dann doch wie der Schweinehirt gehaust wird? Sind die alle nicht in it for the money, sondern einfach weil sie den Job so lieben?

Jedenfalls, der Kniff an „Una Femmina“ ist, wie der Titel schon verrät, eine streng weibliche Perspektive. Rosa ist schweigsam und starrköpfig. Ihre Mutter ist aus ungeklärten Umständen verschwunden und sie deshalb bei Tante & Onkel aufgewachsen, die in ‚Ndrangheta-Geschäfte verwickelt sind. Irgendwann beschließt sie, nicht mehr schweigende Zuschauerin zu sein, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Dabei zeigt sie kaum weniger Entschlossenheit, Grenzen zu übertreten, als all die ‚Ndrangheta-Männer um sie herum.

Nach zähem, seltsam out of focus gefilmtem Beginn, entwickelt „Una Femmina“ einen starken Sog und eine durchgehende Atmosphäre der Bedrohlichkeit, bis er letztlich auf einer beeindruckenden Prozessions-Szene* endet.

Schwächen hat Francesco Costabiles Debütfilm allerdings in seiner Charakterentwicklung. So richtig klar war mir oft nicht, warum Rosa den nächsten Schritt macht und welche Motivation sie hat, manche Storyfäden wirken gänzlich überflüssig (der Zwischenfall mit ihrem Cousin). Hier zeigt sich wahrscheinlich, dass „Una Femmina“ zwar auf wahren Geschichten beruht, allerdings Erlebnisse verschiedener Personen zum Rosa-Amalgam verschmolzen wurde. Dass „Una Femmina“ dennoch wirkt, liegt an der beeindruckenden Lina Siciliano, die in ihrem Debütfilm eine magnetische, mysteriöse Präsenz hat.

Both Sides of the Blade (Regie: Claire Denis)

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Viel französischer geht’s kaum: ein irre geschwätziger Film um eine Dreiecksgeschichte mit Juliette Binoche.

Sara (Binoche) hat vor vielen Jahren ihren Mann Francois (Grégoire Colin) für seinen Kollegen Jean (Vincent Lindon) verlassen, doch nun will Francois wieder mit Jean zusammenarbeiten und eine gemeinsame Agentur gründen. Prompt verguckt sich Sara wieder in Francois und betrügt nun Jean, mit dem sie ursprünglich Francois betrogen hatte.
Franzosen, eh?

Mehr als dieses von Gesprächen und Geschrei begleitete Hin-und-Her hat Claire Denis nicht zu erzählen, außer dass sie am Ende die Frage stellt, inwieweit Sara Getriebene oder (manipulativ) Handelnde ist. Am interessantesten ist aber die Figur des von Grégoire Colin blass gespielten Francois, hinter dessen glatter Fassade eine gewisse Verschlagenheit durchblitzt, die „Both Sides Of The Blade“ auch zum Thriller hätte entwickeln können. Doch diesen Weg geht Denis nicht und bleibt damit einer klassisch französischen, Chabrol’schen Tradition treu: Krimi-Konstrukte anzudeuten, sie aber nie einzulösen.

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