Flux Gourmet (Regie: Peter Strickland)
Ein „kulinarisches Musik-Kollektiv“ streitet sich in seiner „artist residency“ mit der exzentrischen Gastgeberin genauso wie in der Dreier-Combo selbst die Fetzen fliegen. Das alles beobachtet ein zur Dokumentation abgestellter „Schreiberling“ mit Flatulenz-Problemen, dessen Körpergeräusche nach und nach in die Performace Art des Künsterkollektivs eingebaut werden. Wenn das Künstlerkollektiv nun bei Auftritten ihre elektronisch manipulierten Kochgeräusche dem Publikum präsentiert, liegt der Gute nun zur Kolonoskopie auf dem Tischchen davor und darf seinen ganz persönlichen Bass zum Soundmix beisteuern.
Peter Strickland überdehnt hier seinen altbekannten ASMR-Ton-Fetisch bis zur Karikatur und schafft gerade noch so viele originelle Momente, dass ich nicht ganz gelangweilt bin von der beliebig wirkenden Weirdness. Wie immer bei Strickland ist natürlich auch „Flux Gourmet“ stark im Sounddesign und in den leicht 70ies angehauchten Bildern, aber inhaltlich diesmal noch um einige Seiten leerer.
Taurus (Regie: Tim Sutton)
„Taurus“ erzählt einige Nächte im Leben des fiktiven Rappers Cole (dargestellt vom, trotz Namen, echten Rapper Machine Gun Kelly) und seinen Hang, besser: Drang, zur Selbstzerstörung.
Cole nimmt Songs auf, gibt Interviews, nimmt Drogen, behandelt alle und jeden wie Dreck, nimmt Drogen, säuft, hat Sex, nimmt Drogen – you get it… Und das ist auch der Schwachpunkt an Tim Suttons Film, denn Geschehnisse und Entwicklung des Films sind durchgängig erwartbar und zumindest indirekt an die tragischen Geschichten von Mac Miller oder Lil Peep angelehnt.
Auf der Plusseite hat „Taurus“ allerdings eine starke Atmosphäre, einen guten Soundtrack (Soundcloud-Rap, aber erstaunlicherweise auch die Fat White Family) und mit Maddie Hanson als Illana, die leidgeprüfte, toughe persönliche Assistentin zum Rapperwrack, zumindest eine starke Figur, die den ständig über dem Film liegenden hazy Betäubungsnebel durchbricht.
Im Internet gibt es wegen der Anlehnung an Mac Millers Ende wohl ordentlich Hate für „Taurus“ und den armen Machine Gun Kelly, aber außerhalb irgendwelcher posthumer Hip-Hop-Beefs ist das bei aller inhaltlicher Erwartbarkeit schon ein gelungen atmosphärischer Ritt durch die Nacht.
Wir könnten genauso gut tot sein (Regie: Natalia Sinelnikova)
Eine Sozialsatire, die sich mit dem Feingefühl eines Vorschlaghammers aus JG Ballards „High-Rise“ ihr Statement zu Deutschland 2022 herausbricht.
Dem Overacting ergeben und durch die Bank hölzern gespielt, inhaltlich mit der falschen Art Weirdness und technisch schlechtem Ton.