Sonne (Regie: Kurdwin Ayub)
Coming Of Age mit maximalem Ösi-Schmäh. Ur-Modern, wie ein 80-minütiges Insta-Reel mit Hasenohrfiltern!
Die drei jungen Österreicherinnen Yesmine (kurdische Irakerin), Bella (“Halbjugo”) und Nati (blond) nehmen in Hijabs von Yesmines Mutter gekleidet ein “Losing My Religion”-Video auf und werden Insta-Fame. Der Vater von Yesmine ist entgegen aller Klischees nicht entsetzt, sondern begeistert, und kutschiert die drei Mädels fortan auf orientalische Familienfeiern, damit sie dort ihr R.E.M.-Cover live performen.
“Sonne” ist herrlich real und direkt. Das von Ulrich Seidl produzierte Debüt von Kurdwin Ayub (die damit den Preis für den besten Erstlingsfilm auf der Berlinale gewinnen konnte) ist wie eine junge, wilde Variante einer Seidl-Dokumentation und geht komplett rein ins echte Leben.
Gegen Ende wird “Sonne” dann etwas zu unstrukturiert und hört so plötzlich und beliebig auf wie dein nächstes Tik-Tok-Video, aber bis dahin macht dieser Ritt sehr viel Spaß.
Girl Picture (Regie: Alli Haapasalo)
Fresher Coming Of Age – Film um drei Girls, die alle nach etwas anderem in ihrem Leben suchen: den ersten Orgasmus, eine Bindung zur Mutter oder eben eine Teilnahme an der Eiskunstlaufeuropameisterschaft. Und was habt ihr mit 17 so gemacht?
“Girl Picture” sprüht vor frechem Humor und spielt mit größter Selbstverständlichkeit die sexuelle Selbstbestimmung von jungen Mädels aus. Der finnische Teenager-Film lacht immer mit seinen Girls über ihre Missgeschicke und nie über sie.
Während Drehbuch und Inszenierung die Freundschaften hervorragend und lebendig einfangen, überzeugt dagegen die dramatische Wendung im letzten Drittel weniger, die nur der Zuspitzung halber zu entstehen scheint. Schade, ansonsten ein toller Coming Of Age – Film mit drei überzeugenden Schauspielerinnen in den Hauptrollen.
Scheme (Regie: Farkhat Sharipov)
Der kasachische Spielfilm “Scheme” wirft einen Blick auf ein Coming Of Age im Wirbel von Kapitalismus und Social Media – und wie sich beide bedingen.
Regisseur Farkhat Sharipov findet angemessen kalte Bilder für die Welt in der Masha aufwächst und zeigt überzeugend die Verlockungen, denen sie erliegt.
Trotz der recht kurzen Spielzeit von 73 Minuten fehlt “Scheme” letztlich aber ein richtiges Ende nach der vorangegangenen Zuspitzung und wirkt das Happy End beliebig angetackert. Wie “Scheme” in seiner ersten Stunde die Abwärtsspirale des jungen Mädchens zeigt, ist aber stark und nachfühlbar.